Pacific Private by Don Winslow

Pacific Private by Don Winslow

Autor:Don Winslow
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Suhrkamp Verlag KG
veröffentlicht: 2009-12-31T23:00:00+00:00


51

»Mein Gott«, sagt sie. »was ist passiert?«

Blut tropft ihm aus dem Mundwinkel und aus der Nase, und er sieht aus, als hätte er sich im Dreck gewälzt.

»Sie sollen doch das Motel bewachen«, sagt er.

»Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht«, erwidert sie. »Offensichtlich aus gutem Grund. Wo haben Sie das Gewehr her?«

»Hat mir jemand gegeben.«

»Freiwillig?«

»Fast.«

Er geht die Straße hoch zurück zum Motel. Teddys Wagen steht noch dort.

»Haben Sie Teddy gefunden?«, fragt Petra.

»Nein«, sagt er.

»Wir sollten Sie in ein Krankenhaus fahren.«

»Nicht nötig.«

Er öffnet die Schiebetür des Busses und kramt herum, bis er einen kleinen Erste-Hilfe-Koffer findet. Er setzt sich auf den Vordersitz, dreht den Rückspiegel zurecht und säubert die Platzwunden und Kratzer in seinem Gesicht, desinfiziert sie mit einem Tupfer. Dann klebt er ein Pflaster auf die Wunde über seinem linken Auge.

»Kann ich helfen?«, fragt Petra.

»Ich habe Sie um Ihre Hilfe gebeten«, sagt Boone. »Sie sollten das Motel beobachten.«

»Dafür habe ich mich bereits entschuldigt.«

Das Pflaster klebt und er nimmt ein Pillendöschen, schüttelt eine heraus und schluckt sie.

»Was …«

»Vicodin«, sagt er. »Karatebonbon. Ich habe weder Teddy noch Tammy gefunden. Nur ein Mojado-Camp.«

»Ein …«

»Mojados«, wiederholt Boone. »Mexikaner. Illegale. Sie arbeiten auf den Feldern. Manche wohnen in Lagern. Meistens sind die Lager in den Canyons versteckt, dieses hier im Schilf am Fluss. Ich war nicht willkommen.«

Trotzdem ist es seltsam, denkt er, dass die Mojados so aggressiv waren. Normalerweise tun sie alles, um nur keine Aufmerksamkeit zu erregen. Das Letzte, was sie wollen, ist Ärger, und einen Weißen verprügeln bedeutet auf jeden Fall Ärger.

Boone beugt sich vor und reibt sich den Nacken, genervt wegen der Schmerzen, aber froh, dass ihm der Gewehrkolben keinen Rückenwirbel ausgerenkt hat.

Und was macht Teddy da drin? fragt sich Boone. In den Mojado-Camps gibt es nicht unbedingt viele potenzielle Patientinnen, jedenfalls keine, die sich Teddy leisten könnten. Und wieso haben sie ihn durchgelassen und mir einen Gewehrkolben über den Schädel gezogen? Oder hatte Teddy am Ende gar keine freie Bahn? Vielleicht liegt er irgendwo auf einem Haufen. Vielleicht schlimmer. Aber was zum Teufel hat Teddy überhaupt dort zu suchen?

Ihnen blieb nichts anderes übrig, als zu warten und ihn selbst zu fragen. Boone schnappt sich eine Wollmütze vom Rücksitz und zieht sie sich über den Kopf. Dann rutscht er tiefer auf seinem Sitz, legt den Kopf zurück und schließt die Augen.

»Was tun Sie da?«, fragt Petra.

»Mal kurz die Augen schließen«, sagt er, »bis Teddy fertig ist und zurückkommt.«

»Und was, wenn Sie einschlafen?«

»Ich werde auf jeden Fall einschlafen«, sagt Boone. »Darum geht’s ja.«

Außerdem gilt Regel Nummer vier.

Dies sind Boones vier Grundregeln für das Observieren:



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