ORFEO by Richard Powers

ORFEO by Richard Powers

Autor:Richard Powers [Powers, Richard]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
ISBN: 9783104027494
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2014-07-10T22:00:00+00:00


Es ist nicht notwendig, dass du aus dem Haus gehst.

Bleib an deinem Tisch und horche.

Horche nicht einmal, warte nur.

Warte nicht einmal,

sei einfach nur still und allein.

Anbieten wird sich dir die Welt zur Entlarvung,

sie kann nicht anders,

verzückt wird sie sich vor dir winden.

Maddy nickt bei diesem Rundgang. Sie lächelt über seine Verbrechen und die raffinierte Art, wie er sie wiedergutmacht. Ihre Augen strahlen vor Erinnerung an Unternehmungen, gemeinsam durchgestanden vor noch gar nicht so langer Zeit. Einen kurzen Augenblick sind ihre Züge wieder die des summenden Mädchens, der Pagenkopf, der für jedes Abenteuer zu haben war. Aber am Ende ist sie wieder stellvertretende Leiterin des Kunstprogramms der New Morning School.

Sehr intensiv, Peter. Ich wünschte, ich hätte die Zeit, es einzustudieren.

Er findet ein paar ausgeflippte Classico-Jazzer vom New England Conservatory, und sie bringen das Stück in einem Abendkonzert in der Brown Hall unter. Das Publikum besteht aus den üblichen Unverbesserlichen, die solche Premieren aufsuchen, immer in der Hoffnung auf Transzendentes, obwohl der Menschenverstand das vielleicht nie zustande bringt. Am Abend der Uraufführung will Maddy nicht mitkommen. Wir können nicht mit einer Sechsjährigen zu einem zweistündigen Avantgardekonzert gehen. Das bringt sie um.

Was ist denn anders an ihr als an allen anderen?, fragt Peter.

Seine Frau möchte lächeln, bringt es aber nicht ganz zustande. Sei mir nicht böse, sagt sie. Reicht es, wenn wir uns das Band anhören? Hinterher?

Sicher, sagt er. Läuft euch ja nicht weg.

Wünsch mir Glück, sagt er zu seiner Tochter auf dem Weg zur Tür.

Nein!, antwortet Sara. Kein Glück ohne mich!

Das Stück kommt besser an, als Peter gedacht hätte. Er sitzt im Publikum und hört dort tatsächlich, wie die Klarinette sich einen Moment lang aus dem Wabern des Theremins befreit und eine Melodielinie spielt, deren Anmut ihn überrascht. Er hört das Glitzern der Querstände, sieht den Wirbel einer Klaviersequenz, die nach draußen will, die Welt sehen. Ein kribbeliges Ja; durch Zufall befreit. Und dann der gloriose Auftakt, als die Sopranstimme hereinwatet und alles fortspült. Einen Augenblick lang ist da etwas: etwas Gutes. Gute Freiheit. Gutes Wachstum. Die Welt zu seinen Füßen.

Die Seriellen im Publikum grinsen. Die Aleatoriker begreifen nichts. Doch zwei oder drei von denen, die keiner Schule angehören, sind … nun: sie sind gerührt. Eine fiebernde, hagere, rothaarige Frau in schwarzem Strickschal stellt ihn nach der Aufführung, und ihre Augen leuchten.

Es geht um Isolation, nicht wahr? Die Macht der Gleichgültigkeit.

Sie ist eine lüsterne Vampirin, versessen auf alles mit warmem Blut. Els’ Hirn sendet Notfallwarnungen an alle Bereiche: nicht sabbern, nicht anstarren, nicht nachgeben. Er kann nicht glauben, dass so eine Frau überhaupt etwas von einem Komponisten will, geschweige denn von ihm.

In der Musik geht es nicht um etwas, antwortet er. Sie ist etwas.

Sie verzieht das Gesicht, gekränkt, und bevor Els erklären kann, was er meint, hat sie schon den Thereminspieler bei der Gurgel und will gezeigt bekommen, wie es funktioniert.

Bei seiner Rückkehr nach Hause hat Peter Telefonnummern in der Tasche, Termine für weitere Aufführungen, sogar die Visitenkarte der Dekanin eines Konservatoriums mit einem halb versprochenen Auftrag. Er zeigt sie Maddy. Musiker mit Visitenkarten.



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