Operation Babylon by Meade Glenn

Operation Babylon by Meade Glenn

Autor:Meade, Glenn [Meade, Glenn]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-404-17796-7
veröffentlicht: 2019-04-24T16:00:00+00:00


56

Knoxville, Tennessee

Brewster Tanner spritzte sich nach dem Rasieren Wasser ins Gesicht und starrte dann sein Spiegelbild an.

Er hatte Tränensäcke unter den Augen, zotteliges Haar, das mal wieder eines Nachschnitts bedurft hätte, und er trug eine Weste, die aussah, als müsse er sich dringend eine neue zulegen. Als seine Frau noch am Leben gewesen war, hatte er auf sein äußeres Erscheinungsbild geachtet. Jetzt verbrachte er die Wochenenden und freien Tage damit, unrasiert von früh bis spät in einem sogenannten Snuggie Größe 4XL – einer Kuscheldecke mit Ärmeln, die er im Schlussverkauf bei Kohl’s erstanden hatte – fernzusehen. Nehmt euch in Acht, Leute, wenn es je einen triftigen Grund dafür gegeben hatte, nicht in Pension zu gehen, dann war der das Nachmittagsprogramm im Fernsehen.

Und Geld. Von den meisten Renten ließen sich heutzutage kaum die Lebenshaltungskosten decken. Seine Mom war ein Beispiel dafür. Sie hatte sich ihr Leben lang fast zu Tode geschuftet, bevor sie mit sechsundsechzig in Rente gegangen war, und das nächste Jahr dann damit zugebracht, von dem Elend einer Pension zu leben, die ihr kaum ermöglichte, sich zu kleiden, zu ernähren und die Miete für eine Wohnung zu bezahlen, die so groß war wie ein Gartenhäuschen. Eine Wohnung, bei der Tanner immer witzelte, sie würde einen Buckel bekommen, wenn sie dort wohnen bliebe.

Manchmal, wenn er sie besuchte, wusste er nach einem Blick in ihren Kühlschrank, dass sie vermutlich nur eine Mahlzeit pro Tag zu sich genommen hatte. Dann zwang er sie, zum Abendessen mit ihm auszugehen, in ein Applebee’s oder ein Shoney’s in der Nähe, aber sie dazu zu bringen, sich von ihm einladen zu lassen, war Schwerstarbeit.

Die gleiche Schwerstarbeit wie sie dazu zu überreden, Geld von ihm anzunehmen. Seine Mom saß lieber allein in ihrer Wohnung und verhungerte, als irgendjemandem etwas schuldig zu sein. Eine stolze Schwarze. Von denen kannte er viele, die ständig unter der Doppelbelastung lebten, allein Kinder großzuziehen und zwei Jobs nachzugehen. Sie waren alle zu stolz, um Hilfe zu bitten.

Ein Jahr später starb sie an Krebs, hatte niemandem von der Krankheit erzählt, das tat sie erst zwei Monate vor ihrem Tod – ein schmerzhaftes Ende ohne eine Krankenversicherung, die es verdient hätte, erwähnt zu werden. Tanner fröstelte noch heute, wenn er sich daran erinnerte.

Ein derart jämmerliches Ende wollte er mit Sicherheit nicht.

Er trabte wieder in sein Zimmer im Sleep Inn Motel und zog ein frisches Hemd aus dem Koffer. Auf dem Bett lagen Fotokopien einiger Seiten, die aus der ursprünglichen Akte stammten, die man vor acht Jahren über den Fall angelegt hatte. Er hatte den ganzen Abend damit zugebracht, sie zu lesen, und war immer noch nicht schlauer. Dann hatte er Dexter eine Nachricht auf seiner Mailbox hinterlassen und gefragt, wie sie vorankamen.

Sein Handy läutete. Es war Courtney. Er nahm das Gespräch entgegen.

»Raus aus den Federn, Tanner.«

»Ich bin schon seit dreißig Minuten raus aus den Federn. Sind Sie hier?«

»In der Lobby.«

»Frühstück?«

»Ich habe schon gegessen.«

»Okay, dann sehen wir uns in fünf Minuten.«

Er beendete das Gespräch. Sein Telefon läutete zum zweiten Mal. »Tanner.«

»Hi, großer Meister. Dexter hier, dein sympathischer Amigo vom NTSB.



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