Ocean Rose - Erwartung by Rayburn Tricia

Ocean Rose - Erwartung by Rayburn Tricia

Autor:Rayburn, Tricia [Rayburn, Tricia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Bd. 28511
ISBN: 9783843703604
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH
veröffentlicht: 2012-11-08T23:00:00+00:00


KAPITEL 14

Letztes Frühjahr hat es angefangen. Ich kann mich sogar noch an den genauen Tag erinnern, weil es der seltsamste in meinem ganzen Leben war.«

Caleb kauerte, in eine Wolldecke gewickelt, auf der Couch. Ich brachte ihm eine heiße Tasse Tee und schenkte auch Simon ein, der mir gegenüber auf dem Zweiersofa saß. Zwar wäre neben ihm noch Platz gewesen, aber da es mir immer noch peinlich war, wie ich ihn eben beim Auto umklammert hatte, hockte ich lieber auf dem Fußboden beim Kamin.

»Ich meine … wir reden hier von Zara. Zara Marchand. Vor dem ersten Mai hat sie mir nie auch nur einen Blick gegönnt, geschweige denn mit mir geredet. Und dann tauchte sie eines Tages aus heiterem Himmel beim Lighthouse auf.« Caleb zuckte zusammen und schaute Simon an. »Äh, ganz nebenbei: Ich arbeite nicht mehr an der Marina.«

»Hab ich schon gehört«, sagte Simon.

»Es ging nicht anders. Ich brauchte das Geld. Davon habe ich niemandem erzählt – nicht einmal dir –, weil schließlich alle wussten, wie wichtig mir Monty und der Hafen waren. Bestimmt hättet ihr versucht, es mir auszureden.«

Stirnrunzelnd schaute ich in meine Tasse. Er hatte das Geld gebraucht? Was konnte so wichtig sein … und so teuer?

»Schon okay«, sagte Simon, als Calebs Stimme verräterisch schwankte. »Dazu kommen wir später.«

»Also, sie stand eines Tages einfach da«, fuhr Caleb fort. »Ich war gerade dabei, Kisten in den Laden mit der Bootsausrüstung zu karren, da hat sie mich angehalten. Ihre Mutter hatte sie geschickt, um eine Nachricht zu einem der Lighthouse-Eigentümer zu bringen. Nämlich zu Carsons.«

Paul Carsons, das erste Todesopfer nach Justine.

»Und ganz ehrlich, ich wollte sie einfach ignorieren. Am liebsten wäre ich ohne ein Wort weitergegangen und hätte sie genauso behandelt, wie sie es ständig mit irgendwelchen Leuten in der Schule gemacht hatte.« Er schaute aus dem Fenster. »Im Nachhinein wünsche ich wirklich, ich hätte es getan.«

Ich warf einen Blick auf Simon. Er war ganz auf Caleb konzentriert.

»Du hast also mit ihr gesprochen?«, fragte er.

»Ja. Im Lighthouse dreht sich alles ums Geld. Die Investoren wollen expandieren, bis sie das größte und edelste Urlaubs-Resort an der ganzen Küste haben.«

»Und das bedeutet, man muss die Kunden bei Laune halten?«, vermutete Simon.

»Genau. Die Mitarbeiter sind dazu angehalten, unter allen Umständen höflich und hilfsbereit zu sein, damit sich die Gäste willkommen und wichtig fühlen. Darum konnte ich nicht einfach an Zara vorbeimarschieren. Falls es sich herumgesprochen hätte, dass ich unfreundlich war – selbst zu einem Nichtmitglied, denn schließlich könnte jeder eines Tages Mitglied werden –, dann hätte man mich gefeuert. Und ich brauchte den Job.«

Ich fing Simons Blick auf und wusste, dass wir uns beide dasselbe fragten: Wieso?

»Also jedenfalls versuchte ich, Carsons für sie zu finden. Ich bin mit ihr durch das gesamte Gelände gelaufen und habe ihr dabei von allem erzählt, was das Lighthouse zu bieten hat, so wie wir es mit jedem tun, der zum ersten Mal in das Resort kommt.«

»Klingt anstrengend.«

»Weniger, als ich befürchtet hatte. Zuerst war sie ungeduldig, aber je länger wir herumgingen und je mehr ich ihr erzählte, desto freundlicher wurde sie.



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