Nur dein Leben by James Peter

Nur dein Leben by James Peter

Autor:James, Peter [James, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104026305
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2012-11-18T23:00:00+00:00


In seiner winzigen Zelle, die noch bescheidener war als die des Abtes und nur von einer einzigen Kerze erhellt wurde, kniete Harald Gatward neben seinem Bett, das Gesicht in den Händen vergraben, und kommunizierte mit dem Herrn in einer Vigil, die er – abgesehen von einer kurzen Pause, um seine Mails zu checken – seit elf Uhr abends gehalten hatte.

Gatward war ein ungeschlachter, stiernackiger Riese von einem Mann, einen Meter achtundneunzig groß, mit einem Babyface, das seine achtundfünfzig Jahre Lügen strafte und einer Mähne schütterer grauer Haare, die unterhalb seiner Glatze herunterhingen. Gatward war Oberst des 51. Luftlandetruppenregiments gewesen und hatte für seinen Kampfeinsatz in Vietnam die Tapferkeitsmedaille erhalten.

Später in demselben Jahr, auf demselben Schlachtfeld, auf dem er sich seinen Orden verdient hatte, hielt er den verkohlten Körper seiner Verlobten in den Armen, bis sie starb. Ein übereifriger US-Militärhubschrauber hatte ohne Vorwarnung selbstentzündendes Entlaubungsgift auf ein Feldlazarett und seine Mitarbeiter abgeworfen, als er gerade Patty am Ende ihrer Schicht abholen wollte.

Sie war auf ihn zugerannt, ihre Kleider, ihre Haare, ihre Hände, ihre Beine, ihr Gesicht in Flammen, um Hilfe schreiend. Er hatte sie über den Boden gerollt, sich seine eigene Kleidung vom Leib gerissen, um sie damit einzuwickeln und die Flammen zu ersticken. Doch kaum waren sie ausgegangen, flackerten sie wie eine Scherzkerze auf einem Geburtstagskuchen wieder auf.

Später, lange nachdem das Feuer erloschen und sie allmählich abgekühlt war, löste sich plötzlich die Haut von ihrer Brust und ihren Armen, als schlüpfe sie aus einem Mantel.

»Lieber Gott«, betete Harald Gatward auf Knien neben seinem Bett, »als du den Menschen erschufst, erschufst du ihn nach deinem Ebenbild.« Nach einer kurzen Pause wiederholte er dieselbe Zeile. »Lieber Gott, als du den Menschen erschufst, erschufst du ihn nach deinem Ebenbild.« Dann wiederholte er den Satz noch einmal.

Kein menschliches Wesen sollte je so sterben müssen, wie Patty gestorben war, von diesem Glauben war Harald Gatward durchdrungen. Chemikalien hatten sie getötet. Die Menschen, die mit Chemikalien herumpfuschten, verursachten alle möglichen Probleme auf der Welt. An den schlimmsten waren nur sie schuld. Satan setzte diesen Leuten die unheilvollen Formeln in den Kopf. Und nun pfuschte die dumme, anmaßende Menschheit nicht mehr nur mit Chemikalien, sondern mit dem menschlichen Leben selbst herum und stellte Teuflisches mit Genen an.

Sein ganzes Leben lang hatte Gott mit Harald Gatward gesprochen. Er hatte Harald geraten, wie er das Erbe seines Vaters, der mit Fabriken für Autoteile in Asien ein beträchtliches Vermögen erworben hatte, einsetzen musste, um die Firma zu einem milliardenschweren globalen Unternehmen auszubauen. Er hatte Harald gesagt, dass es richtig sei, nach Vietnam zu gehen und für sein Land zu kämpfen. Im Laufe der Jahre hatte er mit Harald viele Geheimnisse, Erkenntnisse und Visionen geteilt. Er hatte Harald zum Kloster Perivoli Tis Panagias gebracht, um die Mönche zu retten. Das war wichtig, aber bei weitem nicht der Hauptgrund, warum er hierhergekommen war.

Der wahre Grund, so hatte Gott Harald Gatward erklärt, war, dass er von dieser Insel aus mit der Arbeit beginnen sollte, die Welt von arroganten Wissenschaftlern zu befreien.

Die Sonne wird



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