Novembermord by Berndt Schulz

Novembermord by Berndt Schulz

Autor:Berndt, Schulz [Berndt, Schulz]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783955207922
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2014-10-27T22:00:00+00:00


VI

»Sie rauchen?«, fragte Karl Petry.

Martin Velsmann, obwohl er die Pfeife zwischen die Zähne gesteckt hatte, schüttelte stumm den Kopf.

»Ich selbst habe auch schon vor fünfzehn Jahren aufgehört. Rauchen und Stadtluft zusammen ist eine zu riskante Mixtur.«

Martin Velsmann kannte diese Begründung. Es hätte auch seine eigene sein können.

Die Vernehmung des Grundschullehrers hatte bisher eine Stunde lang gedauert. In einer Verhörpause gesellte sich Velsmann zu ihm auf den kalten Gang des Präsidiums, wo er neben einem Uniformierten auf der blank polierten Bank saß. Er wollte ihm eigentlich sagen, dass es nicht gut für ihn lief. Aber dann schwieg er lieber. Zwar konnten sie ihm nichts nachweisen, aber die Verdachtsmomente verdichteten sich eher durch das psychologische Bild, das Petry von sich selbst malte. Das lag auch an seiner nachlässigen Argumentation. Es schien ihm einerlei zu sein, ob er sich durch seine Aussagen belastete oder nicht. Er war drauf und dran, sich ins Verderben zu reden.

Sah Hubert Gell nicht, dass ihn gerade das entlastete?

Velsmann ahnte, dass es nicht so war. In Gells Augen war Petry schuldig. Seine Motive waren klar. Er musste nur noch die schlüssigen Beweise oder ein Geständnis liefern.

»Ich soll Sie übrigens von Ihrer Frau grüßen«, sagte Velsmann.

»Ach, haben Sie inzwischen mit ihr telefoniert?«

»Sie sprach von Ihrer Sammlung.«

Petry nickte. »Wollen Sie sie sehen? Wenn man mich hier wieder gehen lässt, zeige ich sie Ihnen.«

»Das wäre nett. – Sie erwähnten die Vogelsammlung neulich gar nicht.«

»Ich wusste nicht, dass es Sie interessiert.«

Martin Velsmann zwang sich zu einem Lächeln und stand auf. Er hatte nicht die Absicht, dem zweiten Teil der Demontage Petrys im Verhörzimmer beizuwohnen.

Er beauftragte Freygang damit, Termine mit Petrys Schule und seinem Psychiater festzuklopfen. Freygangs Bericht über Vereine und Clubs in der Region umfasste dreißig Druckseiten, Velsmann stopfte sich die Papiere in die Jackentasche. Tosca Poppe war ebenfalls fleißig gewesen. Sie hatte Ferdinand Gut in Alsberg ausgequetscht, der Mann schien aber trotz seiner politischen Scharfmacherei eine weiße Weste zu haben; nur dass er behauptete, eins seiner Stilette sei gestohlen worden, nahm sie ihm nicht ab. Denn er gab an, das Fehlen des kostbaren Stücks zwei Tage vor dem Mord an seinem Bruder entdeckt zu haben. Gegenüber Martin Velsmann hatte er den Diebstahl außerdem verschwiegen. Poppe gab ebenfalls einen kurzen Bericht über ein Gespräch mit Roman Guts jüngerem Bruder Timon, dem Betreiber eines Sportstudios in Bischofsheim. Velsmann begriff, dass seine Assistentin mehr von dem Studio als von seinem Betreiber angetan war, Verdachtsmomente gab es aber offenbar auch hier keine. Timon Gut besaß einen guten Leumund und sichere Alibis. »Ein eingebildeter Bodybuilder«, sagte sie verächtlich, »immer umgeben von Apparaturen und von Fitness-Ladys, die wie Uschis auf seine Bauchmuskeln starren.«

Velsmann sagte: »Machen Sie mir übrigens auch einen Termin mit dieser Fotografin in Gelnhausen. Wie heißt die eigentlich?«

»Femi Elesi.«

»Ist das ein Name?«

»In Kontinenten jenseits des Kinzigtals schon.«

»Klingt eher wie eine Beschwörungsformel. Ein Simsalabim.«

Eine Stunde später fuhr Velsmann nach Bad Salmünster. Da es wieder heftiger schneite, nahm er die doppelstöckige rote Regionalbahn. Die Praxis des Psychiaters, den ihm Rosa Petry genannt hatte, lag in Bahnhofsnähe.

Dr. Stemmer entpuppte sich als kleiner, leicht stotternder Mann mit charmantem, österreichischem Akzent.



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