Nimmerklug im Knirpsenland by Nossow Nikolai

Nimmerklug im Knirpsenland by Nossow Nikolai

Autor:Nossow Nikolai [Nikolai, Nossow]
Die sprache: deu
Format: epub


Das Konzert

Die Nachricht von dem berühmten Reisenden Nimmerklug und seinen Freunden, die im Krankenhaus lagen, verbreitete sich mit Windeseile in der ganzen Stadt. Unermüdlich rannten Plaudertasche und Tönnchen von Haus zu Haus, um ihren Freundinnen die Neuigkeit zu erzählen. Die wiederum liefen zu ihren Bekannten, und so ging es weiter, bis jeder wußte, was geschehen war. Die Bevölkerung zog in Scharen zum Krankenhaus. Jede Knirpseline wollte den armen Knirpserichen, die so viel durchgemacht hatten, in irgendeiner Form helfen. Sie brachten alles mögliche mit: leckere Pasteten, kandierte Früchte, Obstkuchen oder Kompott.

Eine halbe Stunde später war die ganze Krankcohausstraße von Knirpselinen überflutet. Es war unmöglich, so viele Besucherinnen ins Krankenhaus zu lassen. Pfefferminza trat auf die Vortreppe und verkündete, daß die Patienten mit Lebensmitteln ausreichend versorgt seien. Die Besucherinnen sollten ruhig nach Hause gehen und keinen Lärm unter den t·cnstern machen. Doch die Knirpselinen dachten nicht ans Fortgehen. Ihnen war nämlich zu Ohren gekommen, daß Nimmerklug mit seinen Freunden Farbenklecks und Geigenstrich das Krankenhaus verlassen würde.

Pfefferminza blieb nichts anderes übrig, als noch einmal hinauszutreten und zu erklären, daß Nimmerklug erst dann auf der Straße erscheinen würde, wenn alle fortgegangen seien. Anstatt aber nun endlich heimzugehen, begaben sich die Knirpselinen zu ihren Freundinnen, die in der Krankenhausstraße wohnten. Als Nimmerklug, Farbenklecks und Geigenstrich in Begleitung von Blauäuglein und Schneeglöckchen auf die Straße traten, sahen sie in federn Fenster mindestens ein Dutzend Knirpselinen. So viel Aufmerksamkeit schmeichelte Nimmerklug sehr. An sein Ohr drangen Rufe, wie: "Sagen Sie, bitte - welcher von den dreien ist denn der berühmte Nimmerklug?"

"Nimmerklug ist der mit den gelben Hosen."

"Der mit den langen Ohren? Nie im Leben wäre ich draufgekommen! Er sieht doch reichlich dumm aus."

"Nein, er ist es wirklich. Er hat zwar ein dummes Gesicht, aber dafür sehr kluge Augen."

Eine Knirpseline, die aus der zweiten Etage eines Eckhauses sah, winkte Nimmerklug zu und rief mit dünner Piepsstimme: "Nimmerklug, Nimmerklug! Hurra!“

Sie beugte sich so weit aus dem Fenster, daß sie beinahe hinausgestürzt wäre. Glücklicherweise bekamen die übrigen Knirpselinen ihre Beine zu fassen und konnten sie noch rechtzeitig zurückziehen.

"Puh, was für eine Schande! Dieser Nimmerklug wird sich ja allerhand einbilden", sagte eine Knirpseline mit strengem, magerem Gesichtehen und spitzem Kinn.

"Sie haben recht, Schwalba", erwiderte eine andere, unter deren etwas vorstehender Oberlippe weiße Zähne hervorblitzten. "Man braucht den Knirpserieben durchaus nicht zu zeigen, daß man sie beachtet. Wenn sie sehen, daß sich niemand um ihre dummen Streiche kümmert, hören sie von allein auf."

Schwalba und Sauertöpfchen zischelten und tuschelten so lange, bis sie in alle Ohren gezischelt hatten, daß man den herbeigeflogenen Knirpserieben mit Verachtung begegnen müsse. Sämtliche Knirpselinen beschlossen nun, von den Knirpserieben keine Notiz mehr zu nehmen.

Aus dieser Verabredung wurde aber nicht viel. Dafür verbreitete sich überall die Kunde, daß Farbenklecks ein guter Maler und Geigenstrich ein ausgezeichneter Musiker sei, der auf der Flöte spielen konnte. Alle wollten natürlich das Flötenspiel so schnell wie möglich hören, denn in Grünstadt konnte man nur Harfe spielen - eine Flöte hatte noch niemand gehört. Viele wußten nicht einmal, daß es überhaupt so ein Instrument gibt.



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