Niemand kannst du trauen Thriller by Nancy Bush

Niemand kannst du trauen  Thriller by Nancy Bush

Autor:Nancy Bush
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2016-02-03T16:00:00+00:00


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Die Fahrt von Laurelton nach Deception Bay, der Kleinstadt an der Küste von Oregon, in der Lucky die prägenden Jahre ihrer Kindheit und Jugend verbracht hatte, dauerte fast exakt zwei Stunden. Sie nahm den Highway 101, der die Stadt in zwei Hälften teilte und gleichzeitig deren Hauptstraße bildete. Die meisten der Geschäfte erkannte sie nicht wieder; es war Jahre her, seit sie zum letzten Mal hier gewesen war. Die meiste Zeit hatte sie weiter nördlich gelebt, hauptsächlich in der Gegend von Seaside; nur eine der Pflegefamilien hatte noch weiter im Norden gewohnt, hinter Astoria und der Brücke nach Long Beach in Washington. Oft war sie allerdings auf sich gestellt gewesen. Immer wieder war sie weggelaufen, aus reinem Selbsterhaltungstrieb, und als sie dreizehn wurde, hatte sie gelernt, sich unterhalb des Radars zu bewegen. Natürlich war sie auf eine ganze Reihe von Männern hereingefallen, die sie doch nur benutzen wollten, aber sie hatte aus ihren Erfahrungen gelernt. Mehr als einer hatte versucht, sie zu vergewaltigen, selbst der scheinbar so nette Autodieb, der ihr gezeigt hatte, wie man Fahrzeuge kurzschloss. Sie hatte angenommen, sie seien Freunde, doch sie war eines Besseren belehrt worden. Als sie einmal mit zu ihm nach Hause ging, schleuderte er sie aufs Bett und riss ihr die Klamotten vom Leib, allerdings hatte er nicht mit ihrem Zorn gerechnet. Es war ihr gelungen, die Nachttischlampe zu packen und ihm das Kabel um den Hals zu legen. Dann hatte sie zugezogen, so fest sie konnte, hatte gezogen, gezogen und gezogen, bis sein Gesicht dunkelrot anlief und die Augen aus ihren Höhlen traten.

Es dauerte zwanzig Minuten, bis sie endlich glaubte, dass er wirklich tot war, erst dann lockerte sie das Kabel. Sie rollte sich unter ihm hervor, versuchte, ihre Fingerabdrücke zu verwischen, und schnappte sich die Lampe mitsamt Kabel, dann verließ sie seine Wohnung in der Hoffnung, keine Spuren hinterlassen zu haben.

Die Lampe hatte sie im Ozean versenkt, und genau das wollte sie auch mit Mr. Blues Revolver tun.

Es war dunkel, der Regen prasselte auf den Nissan, als Lucky auf den Wellenbrecher rollte und vor der niedrigen Absperrung anhielt, die Autofahrer davon abhalten sollte, bis zum Ende weiterzufahren. Der Wellenbrecher bestand aus großen Felsbrocken, und der Weg auf seiner Krone war breit genug für ein Fahrzeug.

Bevor sie ausstieg, stellte Lucky die Innenbeleuchtung ab, dann trat sie hinaus auf den groben Kies und sperrte den Sentra mit Hilfe der Fernbedienung zu. Der Revolver wog schwer in ihrer Jackentasche. Suchend sah sie sich um, aber es war keine Menschenseele zu entdecken. Nicht in einer Nacht wie dieser. Den Kopf gegen den heulenden Wind gebeugt, kämpfte sie sich bis ans Ende des Wellenbrechers und schaute in das schwarze Wasser tief unter ihr. Sie beugte sich so weit vor, wie sie es wagte, zog den Revolver aus der Tasche, wischte ihn für alle Fälle mit dem Saum ihrer Jacke ab, dann schleuderte sie ihn über die Kante ins Meer hinaus. Es war durchaus möglich, dass er an die Küste gespült wurde, genauso wie es möglich war, dass er nie wieder auftauchte.



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