Nico in Mirathasia by Veronika Aretz

Nico in Mirathasia by Veronika Aretz

Autor:Veronika Aretz
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: neobooks
veröffentlicht: 2013-11-04T05:00:00+00:00


Das Geheimnis

Dass Nico den gesamten Heimweg auf der Straße fuhr, ohne auch nur ein Mal anzuhalten, war eigentlich kein Wunder. Ihm war alles egal. Er hatte sogar gehofft, einfach von einem Laster überfahren zu werden, aber diesen Gefallen tat ihm niemand.

Vor der Haustür musste er eine knappe Stunde warten, bis seine Mutter vom Einkaufen zurück war. Bis dahin war er so durchgefroren, dass er nur noch mit Mühe seine Finger bewegen konnte. Sie packte ihn direkt ist Bett und stopfte ihm sechs Wärmflaschen unter die Decke, trotzdem hatte er am Abend noch immer Schüttelfrost. Nico war das nur recht, er bekam Fieber und musste am nächsten Tag nicht zur Schule. Auch an den darauffolgenden Tagen blieb Nico einfach im Bett liegen. Das war zwar ziemlich öde, doch er sehnte sich nach der einen Minute, in der er zum Fantasieland surfen konnte. Sicherheitshalber tat er das jedoch erst, wenn seine Mutter zu Bett gegangen war.

Am Freitag schaute Dr. Carlock vorbei und ließ sich von seinem ersten Schultag berichten.

„Du musst aber in die Schule gehen!“, beharrte seine Mutter, als Nico erklärte, dass er nie wieder dort hinwollte. „Wenn du nicht in diese Schule gehen willst, dann in eine andere. Es gibt auch eine Behindertenschule, da wird dich mit Sicherheit niemand schief ansehen!“

„Ich gehe nie mehr zur Schule, egal, welche es ist!“, brüllte Nico sie an. „Du hast ja keine Ahnung, wie die einen anglotzen! Ich bleibe zu Hause und lerne hier, im Internet geht das!“

„Du kannst dich nicht nur verkriechen! Du läufst vor dem Problem weg, dich in die Gesellschaft zu integrieren, aber früher oder später wirst du es müssen und dann ist das wie ein Sprung ins eiskalte Wasser.“

Seit einer halben Stunde argumentierten Nico und seine Mutter nun schon mit erhitzten Köpfen. Dr. Carlock saß schweigend daneben und hörte einfach nur zu. Nico war sehr aufgewühlt, er hatte eine Woche krank in seinem Zimmer gelegen und jetzt sollte er wieder zur Schule gebracht werden.

„Wenn du mich da hinschleppen willst, haue ich einfach ab! Du kannst mich nicht zwingen!“

Seine Mutter schluchzte auf. „Ich will dich nicht zwingen, ich möchte, dass du glücklich bist.“

„Das bin ich hier zu Hause!“, fuhr Nico wütend dazwischen.

„Aber du brauchst Freunde! Du musst unter Leute gehen!“

„Dann geh ich eben ein Mal pro Woche zu diesem Behindertentreff“, brummte Nico und knirschte mit den Zähnen. „Wenn du meinst, dass ich da Freunde finde …“

„So meine ich das nicht. Es sollten nicht-behinderte Menschen sein, Freunde, mit denen du früher unterwegs warst.“

„Und du glaubst, dass die noch irgendetwas mit mir zu tun haben wollen?“

Nico schrie. Er schrie so laut, dass seine Mutter zusammenzuckte. Seine Wut im Bauch tobte, er wusste zwar, dass sie nichts dafür konnte, aber schließlich verlangte sie von ihm, dass er am Montag in seine alte Schule zurückkehrte, die er so sehr hasste!

„Die können mit mir überhaupt nichts anfangen! Ich kann eben nicht mehr auf Bäume klettern oder mit dem Mountainbike durch den Wald pesen!“

„Das muss es ja auch nicht …“

„Aber das ist es, was wir unternommen haben! Wenn ich mich an sie dranhänge, bin ich für die nur ein Klotz am Bein.



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