Nichts als Schweigen by Pamela Callow

Nichts als Schweigen by Pamela Callow

Autor:Pamela Callow
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Thriller
ISBN: 3802592867
Herausgeber: Egmont LYX
veröffentlicht: 2014-08-06T22:00:00+00:00


37

Montag, 7:59 Uhr

Die Reihe frischer schwarzer Stiche endete abrupt außen an Randall Barretts rechtem Auge, eine durchbrochene Linie, die geradewegs auf sein ramponiertes Gesicht hinwies.

Barrett war buchstäblich grün und blau geschlagen worden. Von seinem eigenen Sohn.

Ethan fragte sich, was für ein Gefühl das wohl war. Gesehen hatte er es schon oft, Vater und Sohn miteinander im Clinch, der Stammhalter, der sich gegen das Familienoberhaupt auflehnte.

Aber hier hatte sich etwas anderes zugetragen. Hinter diesem Angriff hatte nicht Auflehnung gestanden, sondern der Wunsch nach Vergeltung.

Tödlicher Vergeltung.

Nick hatte seinen Vater nicht verprügeln wollen.

Er hatte ihn umbringen wollen.

Das musste Barrett erschüttert haben.

Dazu die Anschuldigung, die sein Sohn öffentlich gegen ihn vorgebracht hatte.

Was war das für ein Gefühl, wenn das eigene Kind einen beschuldigte, ein Mörder zu sein?

Ethan rührte seinen Kaffee um. Barrett hatte nichts trinken wollen; dabei musste sich seine Kehle nach Nicks Würgegriff ziemlich wund anfühlen.

Dank Nicks Aussage ermittelten sie inzwischen wegen Mordes. »Ihr Sohn hat eine schwere Körperverletzung begangen.« Ethan schaute betont aufmerksam in seine Akte. Obenauf lag der Bericht des Streifenpolizisten, deutlich sichtbar. Darunter hatte Ethan ein paar Unterlagen über jugendliche Straftäter mit in die Mappe gestopft, damit die Akte schön dick aussah.

Barrett saß zusammengesunken auf dem harten Stuhl, das Hemd voller Blutflecken, die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Hände waren an den Knöcheln blau verfärbt. Die blutunterlaufenen Augen in seinem verschwollenen Gesicht blickten teilnahmslos drein. Es würde einige Mühe kosten, ihm eine Reaktion zu entlocken. Ethan nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee. Zeit, zur Sache zu kommen. »Wenn ich die Blutergüsse an Ihrem Hals so sehe, könnten wir die Sache auch als versuchten Mord behandeln.«

»Das wäre schwer zu beweisen«, sagte Barrett heiser.

Ethan zuckte mit den Schultern. Ihm war klar, dass Barrett nie vor Gericht aussagen würde, sein Sohn habe versucht, ihn zu töten. Dazu war er zu stolz. Jede Wette, dass er seine gesamte Selbstbeherrschung brauchte, um nicht den Kragen über die Daumenabdrücke seines Sohnes zu ziehen. Was Lucy Barrett und Kate Lange betraf, die waren erst gegen Ende dazugekommen. Ohne Barretts Aussage hatten sie kaum eine Handhabe.

»Aber ein interessantes Timing, finden Sie nicht auch?« Ethan nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee. Den brauchte er jetzt, nach allem, was gestern Nacht bei Barrett zu Hause passiert war – und erst recht, nachdem er gehört hatte, wer um zwei Uhr morgens noch dort gewesen war, verflucht. Er biss in seinen Bagel. Vielleicht saugte der ja etwas von der Säure auf.

Barrett beobachtete ihn, die Arme verschränkt, der Blick wachsam.

Der Mund fest geschlossen.

»Und ich kann Ihnen wirklich nichts bringen lassen?«

Barrett sah ihn bloß an.

Ethan lehnte sich zurück. »Warum hat Ihr Sohn Sie wohl gerade jetzt angegriffen, zwei Tage nachdem Ihre Exfrau getötet wurde?«, fragte er im Plauderton.

Seine Wortwahl entging Barrett nicht. Keine beschönigende Umschreibung mehr für Elise Vanderzells tödlichen Sturz. Barretts Miene verhärtete sich kaum merklich.

»Ihr Sohn sagt, Sie hätten sie getötet.« Ethan biss von seinem Bagel ab.

Kein Blinzeln, kein Zucken. Was allerdings ebenfalls verräterisch war: Barrett versuchte offenbar, seine Reaktionen im Griff zu behalten.

»Er sagt, er hätte Sie dabei beobachtet, wie Sie mit einem Knüppel auf sie eingeschlagen haben.



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