New York 1999 by Harry Harrison

New York 1999 by Harry Harrison

Autor:Harry Harrison [Harrison, Harry]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2010-09-13T12:00:02+00:00


12

Die Hitzewelle hielt die Stadt nun schon so lange umkrallt, daß man sie nicht mehr erwähnte, nur noch ertrug. Als Andy mit dem Lift hinauffuhr, lehnte der Junge mit offenem Mund an der Wand und schwitzte in seiner schon völlig durchnäßten Livree. Es war wenige Minuten nach sieben Uhr morgens, als Andy die Tür zur Wohnung 41-E öffnete. Nachdem sich die Außentür geschlossen hatte, klopfte er an die Innentür und machte vor dem Fernsehauge eine übertriebene Verbeugung. Das Schloß rasselte, und Shirl stand unter der Tür, das Haar vom Schlaf zerzaust, nur mit einem durchsichtigen Nachthemd bekleidet.

»Es war eine Ewigkeit –«, sagte sie und lehnte sich an ihn, als er sie küßte. Er vergaß das Plastikpäckchen unter seinem Arm. Es fiel zu Boden. »Was ist das?« fragte sie, als sie ihn hineinzog.

»Mein Regenmantel. Ich muß ihn in einer Stunde mit zum Dienst bringen, angeblich regnet es heute noch.«

»Du kannst nicht bleiben?«

»Nichts wär’ mir lieber!« Er küßte sie noch einmal und stöhnte, nur halb im Spaß. »Seit wir uns zuletzt gesehen haben, ist allerhand passiert.«

»Ich mache schnell Kofe, das dauert nicht lange. Komm mit in die Küche und erzähl.«

Andy setzte sich an den Tisch und schaute zum Fenster hinaus, während sie das Wasser aufsetzte. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel, so schwer und tief, daß sie die Dächer zu streifen schienen. »Hier in der Wohnung spürt man es nicht«, meinte er, »aber draußen ist es heute sogar noch schlimmer. Liegt vermutlich an der Feuchtigkeit.«

»Habt ihr diesen Chung gefunden?« fragte sie.

»Nein. Vielleicht haben Sie ihn in den Fluß geworfen. Seit er uns auf dem Schiff entwischt ist, sind schon über zwei Wochen vergangen, und seitdem haben wir keine Spur von ihm entdecken können. Wir haben sogar eine Papier-Sonderzuteilung bekommen und Fahndungsblätter mit Beschreibung und Fingerabdrücken an alle Reviere verschickt. Nach Chinatown und in die benachbarten Reviere bin ich selbst gegangen und habe mit den Kollegen gesprochen. Zuerst wurde die Wohnung auf dem Schiff beobachtet, aber wir haben die Leute dann zurückgezogen und verlassen uns statt dessen auf ein paar Informanten, die auf dem Schiff leben – sie halten die Augen offen und verständigen uns, falls er auftaucht, sie bekommen kein Geld, bevor wir ihn nicht fassen. Mehr können wir im Augenblick nicht tun.«

»Glaubst du, daß ihr ihn fassen könnt?«

Andy zuckte mit den Achseln und blies in die Tasse, die sie ihm reichte.

»Schwer zu sagen. Wenn er sich aus allem heraushalten oder gar die Stadt verlassen kann, sehen wir ihn nie wieder. Das ist jetzt eine reine Glücksfrage, so oder so. Wenn wir nur das Rathaus auch davon überzeugen könnten.«

»Dann – arbeitest du immer noch an dem Fall?«

»Halb und halb, leider. Der Junge soll unbedingt gefunden werden, aber Grassioli konnte sie davon überzeugen, daß ich mich genausogut nebenbei darum kümmern und eventuellen Spuren nachgehen kann. Damit waren sie einverstanden. Ich soll also halbtags den Fall weiterbearbeiten und halbtags meinen üblichen Dienst machen. Das heißt, wenn man Grassioli kennt, daß ich ganztägig Dienst mache und in meiner Freizeit nach Billy Chung suche. Ich fange langsam an, den Jungen zu hassen.



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