Nemti by Manfred Wloch

Nemti by Manfred Wloch

Autor:Manfred Wloch
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: at Bookshouse Ltd.


Vor seinem Büro blieb Habermehl abrupt stehen. Er nahm seine Hand von der Klinke. »Kommando zurück. Wir gehen zu Weinbrecht.« Er schob Lukas zur Seite, wendete entschlossen und marschierte quer über den Flur auf das Büro zu. Es war leer.

»Wo sind die denn wieder? Dann müssen Sie dran glauben.«

»Kriminalistik ist keine Glaubenssache.«

»In der Tat. Aber ich glaube, Sie kochen uns jetzt einen Kaffee. Die Kollegen haben es vorgezogen, zu verschwinden.«

»Sie haben ihnen den Auftrag gegeben, sich um die anderen Fahrzeughalter zu kümmern.«

»Deshalb machen Sie sich mit der Kaffeemaschine vertraut. Ich bin in meinem Büro.«

Habermehl ließ Lukas vor der Maschine stehen. An der Tür wandte er sich noch einmal um. »Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, kochen Sie den Kaffee nicht zu gut. Es kann passieren, dass Weinbrecht Sie sonst dazu verdonnert, für unser leibliches Wohl zu sorgen, solange Sie bei uns sind.«

»Sie brauchen es ihm ja nicht zu verraten, wenn er Ihnen schmeckt.«

»Verlassen Sie sich nicht darauf.« Habermehl zog die Tür hinter sich zu.

Zum Glück hatte ihn Beyer über die Macken der Kaffeemaschine in Kenntnis gesetzt, sodass er keine Bedienungsprobleme bekam. Es lohnte sich zeitlich nicht, hinüber in sein Büro zu gehen, während die Kaffeemaschine ihr Gebräu produzierte. Lukas trat ans Fenster und blickte über den Parkplatz. Eine fixe Idee schoss ihm durch den Kopf. Ob ihm wohl eines Tages der Stellplatz zustehen würde, der für den Leiter des Kommissariats reserviert war? Kriminalhauptkommissar Lukas Dux, Leiter des Dezernats für Gewaltkriminalität – ein fabelhafter Gedanke.

Die Kaffeemaschine begann heftig zu blubbern. Er trat zurück und erblickte im spiegelnden Glas der Scheibe schemenhaft die Pinnwand, die neben der Tür an der Wand hing. Auf der Korkplatte war ein Messtischblatt des Laacher-See-Gebietes angeheftet.

Irgendwo mussten die Fähnchen sein. In einem Plastikdöschen auf Beyers Schreibtisch fand er sie. Er entnahm Pinnnadeln mit gelben Fahnen und stellte sich vor die Landkarte. Nach kurzer Orientierung pikte er die Fähnchen an die Stellen, an denen die drei Leichen aufgefunden worden waren. Nachdenklich betrachtete er die Karte. Was zum Teufel hatte den Schlitzer zur Auswahl dieser Tatorte bewogen?

Der Laacher Kopf. Laut Tatortfoto ein forstwirtschaftlich nutzbarer Mischwald ohne einen Anhaltspunkt für Besonderheiten geografischer oder botanischer Natur.

Am Nordrand des Veitskopfs herrschten landwirtschaftliche Nutzflächen vor. Nur ein einzeln stehender Baum stellte ein prägendes Merkmal dar.

Lediglich der dritte Tatort, der ehemalige Bergwerksstollen bei Wassenach, war in der weiteren Umgebung einzigartig.

Das Läuten des Telefons riss Lukas aus seinen Überlegungen. Er meldete sich.

»Wo bleiben Sie, Herr Dux? Wollen Sie, dass ich verdurste?«

»Natürlich nicht. Ich wollte den Kaffee etwas eindicken lassen. Dann schmeckt er kräftiger.«

»Ein durchschnittlicher Kaffee reicht mir vollkommen. Bewegen Sie gefälligst die Kanne zu mir herüber.«

Lukas legte den Hörer auf und eilte zur Kaffeemaschine.

Minuten später dampfte der Kaffee in Habermehls großer Bürotasse. »Was haben Sie eigentlich so lange getrieben?«, fragte er neugierig und rührte in der Tasse.

»Fähnchen auf die Landkarte an der Pinnwand gesteckt und die Fundorte der Mordopfer markiert.«

»Und? Einsichten daraus gewonnen?«

»Nicht wirklich. Die Tatorte lassen kein einziges gemeinsames Merkmal erkennen, woraus ein System fassbar wäre. Nur etwas verbindet sie: Zum Zeitpunkt der Morde fühlte sich der Schlitzer dort relativ ungestört.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.