Nabou by Günther Krupkat

Nabou by Günther Krupkat

Autor:Günther Krupkat [Krupkat, Günther]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-02-08T16:00:00+00:00


Untersuchung

Ich saß in meiner Kabine. Ein paar Stunden Schlaf hatten mich erfrischt. In kleinen Schlucken trank ich Sabis Mokka. Auf dem Bildschirm wallten die leuchtenden Gaswolken. Die Sindhbad fraß sich durch einen neuen Stollen.

Alles war wie sonst. Was geschehen war, erschien mir immer noch traumhaft, wie ein Alpdruck. Ich erinnerte mich der letzten Geschehnisse. Wie hatte Nabou das fertiggebracht? Niemand wäre imstande gewesen, in diesem Inferno so zu handeln. Ich sah seinen Blick, als er mich zurückschleppte. Es überlief mich kalt. Welch ein Mensch war das!

Wie ich in meine Kabine gelangt war, wußte ich nicht. Dann war Shelder gekommen. Ich fuhr auf, starrte ihn an wie ein Gespenst. Er untersuchte mich und sagte, alles sei in Ordnung, auch Nabou und den anderen gehe es gut. Man habe die ärgsten Schäden bereits beseitigt. Die Klimaanlage funktioniere wieder. Tatsächlich herrschte in der Kabine eine angenehme Temperatur.

Shelder sprach begeistert von Nabous Tat. Das Schiff käme gut voran. Gegen zwanzig Uhr würden wir auftauchen.

Ich schwieg bedrückt. Mich quälte das Schuldgefühl, obwohl ich mir nicht erklären konnte, wo mein Fehler lag. Es war nach dem Besuch bei Yamina gewesen. Ich hatte gegrübelt und gegrübelt, war schließlich eingeschlafen. Im entscheidenden Augenblick eingeschlafen!

Als Shelder mir dann behutsam eröffnete, es sei eine Untersuchung angesetzt, war ich nicht überrascht. Selbstverständlich würde ich die Konsequenzen tragen, und ich war mir völlig klar darüber, was das für meine Zukunft bedeutete. Yamina – ein schöner, ein gefährlicher Traum!

Um zehn Uhr sollte die Untersuchung beginnen. Ich kleidete mich sorgfältig an und ging zur Messe.

Auf dem Gang humpelte mir Lisette mit bandagiertem Bein entgegen. Sie schaute vorwurfsvoll zu mir auf und miaute klagend. Auch ihr gegenüber hatte ich ein schlechtes Gewissen.

Maktabi und Hayl erwarteten mich. Ihre Gesichter zeigten noch Spuren der überstandenen Strapazen. Hayl nahm mit gekrauster Stirn mein Erscheinen zur Kenntnis. Maktabi hatte seine stille Heiterkeit wiedererlangt. Er winkte mich heran.

Nachdem ich Platz genommen hatte, musterte er mich eine Weile. »Sie haben sich wacker gehalten, Will«, begann er.

Hayl schoß einen giftigen Blick auf mich ab. Wahrscheinlich hätte er am liebsten gleich losgepoltert. Ich schlug die Augen nieder und dachte an Nabou.

Maktabi fuhr fort. »Nabou hat gefordert, daß die Ursachen des Vorfalls unverzüglich geklärt werden.«

»Warum übernimmt er das nicht selber?« fragte ich.

»Kommen wir zur Sache. Nabou hatte Sie ersucht, die Neutrinosonden auf weitere Distanz einzustellen. Davon sprachen Sie ja gestern schon.«

»Das stimmt, aber ich tat es nicht.«

»Warum?«

»Ich hielt es für falsch. Nabou ist kein Geologe.«

»Sie blieben aber in der vergangenen Nacht bei den Kontrollgeräten. Waren Ihnen Bedenken gekommen?«

»Durchaus nicht. Sonst hätte ich entsprechende Maßnahmen getroffen. Dazu lag nicht der geringste Grund vor. Ich beabsichtigte auch gar nicht, die Nacht im Labor zu verbringen.«

»Was hatte Sie bewogen, das Labor am Abend nochmals aufzusuchen?«

»Es waren… persönliche Gründe. Ich wollte allein sein.«

Meine Antwort befriedigte Maktabi nicht. »Wir wollen nicht indiskret sein, Will. Aber in diesem Fall… Sie verstehen. Hatten Sie Ärger gehabt?«

»Ich war nicht gerade erfreut über Nabous Einmischung in meine Dinge.«

»Er ist immerhin der Expeditionsleiter. Und schließlich hätten wir die Meinungsverschiedenheiten gemeinsam beilegen können.« Verdrossen schüttelte er den Kopf.



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