Mythor - 132 - Raub der Zauberkristalle by Hoffmann Horst

Mythor - 132 - Raub der Zauberkristalle by Hoffmann Horst

Autor:Hoffmann Horst
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-10-15T04:00:00+00:00


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Für Gerrek ging ein Traum in Erfüllung. Kein Zweifel, der strahlende Jüngling dort zwischen den mächtigen uralten Drachen war er, bevor die Hexe ihn verzauberte.

Gerrek stand auf einer Felsleiste. Er brauchte nur einen Schritt hinunter zu tun, und schon stand er in dem rauhen Land, das ganz nach dem gespaltenen Herzen eines Beuteldrachen war. Denn was er von einem Drachen an sich hatte, erfüllte ihn nun ebenso mit Stolz wie der Anblick des Jünglings, der er ja auch war.

Komm, Gerrek! sagte der Jüngling. Komm und reich mir deine Hand! Dann bist du von deinem Dasein als Beuteldrache erlöst!

Ja, dachte der Mandaler. Ja, das will ich wohl sein!

Er schritt mächtig aus. Vor Erregung peitschte sein Rattenschwanz und richteten sich die Knitterohren steil auf.

Doch weshalb wich der, der er war, denn auf einmal vor ihm zurück?

Die mächtigen Drachen blieben, wo sie waren, turmhoch aufgerichtet und mit Rachen so groß wie ein Haus. Gerrek war ihnen schon nahe, aber der Jüngling…

Er stutzte.

Da war wieder jenes Summen in seinem Schädel, das ihn begleitete, seitdem er den Rauschrauch geschnuppert und die Pfeifenzüge gemacht hatte.

Es paßte nicht in die andächtige Stille und verzerrte grausam das Locken des Jünglings.

Wenn ich nun er werde, überlegte Gerrek, dann kann ich kein Drache mehr sein. Nicht mehr Bruder der mächtigen Wesen, die die Welt einmal beherrschten. Will ich nicht lieber wie sie werden?

Das ging nicht mit rechten Dingen zu!

Entweder werde ich er oder ein richtiger Drache.

Das Summen wurde entsetzlich laut. Gerrek glaubte, der Schädel müßte ihm auseinanderplatzen. Aber je schlimmer es ward, desto verschwommener kamen dem Mandaler die Drachen und der strahlende Jüngling vor.

Schlau, wie er nun einmal war, sagte er sich, daß sich da jemand einen ziemlich üblen Scherz mit ihm erlaubte. Entweder waren die Drachen wirklich da oder der Jüngling.

Das ließ sich feststellen.

Schon neigten sich die Schädel der Drachen zu ihm herab, wurden die Rachen aufgerissen, blitzten Dolchzähne in einem ungewissen Licht.

Gerrek holte die Zauberflöte aus seiner Bauchtasche und blies.

Die Drachenmäuler schnappten nach ihm, klappten zu und – verschwanden. Sie lösten sich wie in Luft auf, und diese Luft stank und biß. Sie kam aus den Blasen auf dem Treibsand, in den der Mandaler schon bis zum Bauch eingesunken war.

Vor Schreck ließ er die Flöte fast fallen. Im gleichen Augenblick noch waren die Drachen wieder da, nur der Jüngling nicht. Gerrek hörte allein sein höhnisches Lachen. Die Ungetüme rissen schon wieder die gierigen Mäuler auf und…

Gerrek blies. Die Drachen verschwanden.

»Weiter!« schrie eine Stimme. »Weiterspielen, Gerrek!«

Er hat es und sah sich verzweifelt um. Mythor steckte zehn Schritte entfernt im Sand und wurde davongetrieben. Auch alle anderen sanken tiefer und tiefer ein.

Gerrek begriff erst jetzt, was geschehen war. Die Trugbilder, von den Giftdämpfen verursacht, hatten sie in diese Falle gelockt, und weit und breit war kein Festland zu sehen. Gerrek blies und versuchte gleichzeitig, sich aus dem Sand zu befreien. Jede Bewegung ließ ihn nur noch weiter einsinken. Bald waren nur noch die Arme, die Schultern und der Kopf frei.

Gerrek wurde von nackter Todesangst gepackt. Sein Rausch verflog endgültig. Wenn kein Wunder geschah, würde er hier wahrhaftig verwandelt werden – aber in eine Drachenleiche.



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