Murphy, Emily Gillmor by Jetzt und hier und vielleicht fuer immer

Murphy, Emily Gillmor by Jetzt und hier und vielleicht fuer immer

Autor:Jetzt und hier und vielleicht fuer immer
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


18

Olive

Es war seltsam, in mein altes Zimmer zurückzukehren. Nicht, weil ich schon so lange fort gewesen wäre, aber es fühlte sich irgendwie nicht mehr an wie mein Zimmer. Außerdem wirkte es geplündert; die Hälfte meiner Sachen war fort. Alles, was mir wichtig war, hatte ich mit zum College genommen. Nur Andy hatte ich zurückgelassen, und diese Entscheidung würde ich mein ganzes Leben lang bereuen. Ich hätte bleiben müssen. Wegen ihm.

Ich hasste schwarze Kleidung. Viele Mädchen trugen Schwarz, weil es angeblich schlank machte, aber sie schienen sich nicht des wahren Grundes, Schwarz zu tragen, bewusst zu sein. Der wahre Grund war grausig. Ich war entschlossen, nach diesem Tag nie wieder schwarze Sachen anzuziehen. Ich würde sie verbrennen. Nichts sollte an diesen Tag erinnern.

Auf meiner Kommode stand ein Foto. Andy und ich in einem Maisfeld. Er saß auf dem Boden, ich hielt ihn von hinten umfasst. Wir beide grinsten breit, und Andy fehlten zwei Schneidezähne; er konnte nicht älter als zehn gewesen sein. Das Bild war zu einer Zeit gemacht worden, als es für ihn noch keine Medikamente, noch keinen Ärztemarathon gab, aber selbst damals hatte er schon gewusst, dass er anders war als seine Mitschüler. Dass er sein ganzes Leben lang darum würde kämpfen müssen, sich anzupassen und als normaler Mensch durchzugehen.

Mein Onkel hatte einen Bauernhof, der nicht weit entfernt von unserem Haus lag. Als wir kleiner waren, brachten uns unsere Eltern im Sommer fast jeden Tag dorthin. Wir durften reiten, bei den Lämmern helfen und auf die Heuballen auf den gemähten Feldern klettern. Diese Sommer waren wunderschön gewesen, denn für Andy und mich hatte es immer etwas zu tun und zu entdecken gegeben. All das war natürlich gewesen, bevor ich angefangen hatte, mich für Jungs und Make-up zu interessieren und im Sommer lieber in eines der Sommercamps zu gehen, die die Schule organisiert hatte. Ich wusste noch genau, wie ich mit meinen Freundinnen darüber diskutiert hatte, was diese schmutzigen Ausdrücke wie »Blowjob« oder »Cunnilingus« wohl bedeuteten, und wie wir uns gegenseitig angestachelt hatten, den einen oder anderen Jungen im Camp auf den Mund zu küssen. Andy war noch zu jung gewesen, um mit mir in ein solches Camp zu kommen, und als er das richtige Alter erreicht hatte, war ich schon wieder raus gewesen. Zu dieser Zeit hatte unser Altersunterschied das erste Mal zwischen uns gestanden.

Doch dieses Foto war vorher entstanden. Vor dem Küssen, vor dem ersten Interesse an Sex, dem Make-up und den Discos. Das Foto hielt eine Zeit fest, als es nur Andy und mich gegeben hatte und nichts uns hätte trennen können. Die Sommer mit Andy auf dem Bauernhof waren die schönsten, die ich je erlebt hatte.

Ich erinnerte mich an ein Gespräch, das wir einmal in einem Maisfeld geführt hatten. Wahrscheinlich war es im selben Jahr gewesen, in dem dieses Foto gemacht worden war. Und obwohl es schon so lange her war, erinnerte ich mich noch an jedes Wort, das wir gesprochen hatten. Wir lagen beide auf dem Rücken im Feld, hatten die Augen geschlossen und genossen die Sonne.



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