Mordstafel by Glaser Brigitte

Autor:Glaser, Brigitte [Glaser, Brigitte]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783897054004
Google: G2h7AAAACAAJ
Herausgeber: Emons, H J
veröffentlicht: 2005-10-14T22:00:00+00:00

Stechauge und Schlangenzunge tauchten am helllichten Tag in der Weißen Lilie auf. Ich war allein, Eva und Holger noch nicht da. Die zwei drängten mich in die Küche. Ich verstand nicht, warum Riegers Männer nicht erschienen. Die Observierungsleute mussten die zwei doch gesehen haben. Stechauge wetzte in aller Seelenruhe sein Messer an meinem Schleifstein, und Schlangenzunge erhitzte den Dampfgarer. Wo blieben die Polizeisirenen? Warum wurden sie nicht festgenommen? Warum wurde ich nicht beschützt?

»Ein zweites Mal entwischt du uns nicht, du Schlampe«, zischte Schlangenzunge mir von hinten ins Ohr und quetschte meine Arme mit hartem Klammergriff zusammen. »Den Tritt in die Eier wirst du mir bitter büßen.«

Stechauge lachte dreckig, prüfte die Schärfe des Messers und kam damit auf mich zu. Der Stahl blitzte, und wieder und wieder fuhr er mir damit über die Brust. Mein Blut spritzte über den blank gewienerten Pass, meine weiße Kochjacke sog sich voll.

»Lasst mich los!«, brüllte ich vor Schmerzen. »Ich sage euch, wo das Geld ist!«

Aber Stechauge reagierte nicht auf meine Worte. Mit Glanz in den Augen schnitt er schrille Muster in meine Haut, es machte ihm Freude, mich zu quälen.

»Lass gut sein«, geiferte Schlangenzunge erregt von hinten. »Ich will auch noch was von ihr haben.«

Endlich steckte Stechauge sein Messer weg. Schlangenzunge stöhnte dreckig. Mit einem Arm öffnete er die Tür des Dampfgarers, aus dem kochend heißer Wasserdampf zischte, mit der anderen riss er mir die Hosen herunter.

»In meiner Wäschekommode«, stammelte ich, bevor er mir den Kopf in den Wasserdampf steckte. »Zwischen meinen Unterhosen.«

»Katharina! Katharina, wach auf!«

Als ich die Augen aufschlug, saß Adela mit dem Telefon neben mir auf dem Bett. Der Schmerz, den mir meine Peiniger gerade zugefügt hatten, saß noch in allen Knochen. Mein Herz raste. Mein T-Shirt war tatsächlich blutverschmiert.

»Lass mal sehen«, murmelte Adela und zog das Hemd hoch. »Da! Auf der Brust ist ein Stück der Wunde aufgeplatzt. Ich such dir gleich eine Wundsalbe raus.«

»Du hast mich vor dem sicheren Tod gerettet«, stöhnte ich, immer noch benommen. »Diesmal hätten mich die Arschlöcher umgebracht.«

»Es war ein Traum, Schätzelchen! Du weißt doch, tagsüber kannst du die Angst mit dem Kopf verdrängen, aber während des Schlafs kann sie ungehindert herumkriechen. Jetzt werd erst mal richtig wach!« Adela tätschelte tröstend meine Hand. »Kuno und Neuroth sind schon auf dem Weg zu Tayfun, um dort die Überwachungskamera aufzubauen. Wenn die Kerle noch mal auftauchen, sind sie dran.«

Auf dem Weg zu Tayfun, dachte ich. Der wird sie wahrscheinlich im hohen Bogen rausschmeißen nach meinem Auftritt letzte Nacht.

»Ich hol die Salbe«, fuhr Adela fort und drückte mir das Telefon in die Hand. »Da ist übrigens Karin für dich.«

»Ja?«, murmelte ich in den Hörer.

»Wann soll ich dich heute abholen?«, fragte Karin gut gelaunt. »Ist dir zwischen drei und vier Uhr recht?«

Abholen? Warum sollte Karin mich abholen? Es war Montag, mein freier Tag. Ganz hinten in meinem Kopf dämmerte etwas.

»Ich habe alles besorgt, was du mir auf die Liste geschrieben hast«, plauderte Karin weiter. »Jetzt sage ich dir, was die in ihrer Küche haben: Backofen, vier Elektroplatten, Handmixer, Reibe, Fritteuse, Mikrowelle.«

Das

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