Mordskarriere by Karsten Eichner

Mordskarriere by Karsten Eichner

Autor:Karsten Eichner
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: fazbuch
veröffentlicht: 2015-11-15T00:00:00+00:00


Mittelstandskarussell

„Schön, dass Sie mich in den letzten Stunden meines Lebens noch besuchen, Herr Kommissar. Mir bleiben vielleicht noch ein, maximal zwei Tage.“

„Aber natürlich, lieber Herr Krahl. Das ist doch das Mindeste, das ich für Sie noch tun kann. Sie wurden vergiftet, das wissen wir inzwischen. Wir wissen nur noch nicht von wem. Aber keine Sorge, das bekommen wir auch noch raus, erst recht in einer so kleinen Stadt wie dieser. Wir kriegen den Täter, das verspreche ich Ihnen. Das sind wir Ihnen als Ehrenbürger und langjährigem Innungsmeister doch schuldig.“

„Sie brauchen nicht länger zu suchen, Herr Kommissar. Ich weiß genau, wer mir das Gift ins Essen getan hat. Deshalb habe ich Sie ja rufen lassen.“

„Ja, lieber Herr Krahl, was sagen Sie da? Sie kennen Ihren Mörder? Reden Sie doch bitte, reden Sie!“

„Es ist der Bestattungsunternehmer. Der hat den Anschlag ausgeführt. Gestern Abend auf dem Stammtisch der Handwerkskammer muss er mir was ins Bier getan haben. Oh, diese Krämpfe im Bauch, Herr Kommissar…“

„Ja, aber warum denn, Herr Krahl? Sie haben doch keine Feinde. Sie sind doch ein allseits beliebter und angesehener Elektromeister, mit vielen Ehrenämtern und untadeligem Leumund. Warum sollte jemand Sie umbringen wollen? Und dann ausgerechnet der Bestattungsunternehmer selbst?“

„Da haben Sie doch schon das Motiv, Herr Kommissar. Er will von meinem Tod profitieren, und zwar kräftig. Wissen Sie, was der am Begräbnis eines Ehrenbürgers alles verdient?“

„Lieber Herr Krahl, das scheint mir nun aber ein wenig weit her geholt. Für mich gibt das noch kein ernsthaftes Motiv ab.“

„Na schön, Herr Kommissar, dann muss ich wohl oder übel ein wenig weiter ausholen. Wie gesagt, auch er will jetzt endlich einmal von mir profitieren, selbst wenn er mich dafür umbringen muss. Ich hätte ihn halt doch rechtzeitig mit beteiligen sollen. Aber nun ist es leider zu spät…“

„Beteiligen, Herr Krahl? Woran beteiligen? Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.“

„Na, am Geschäft, Herr Kommissar. War übrigens meine Idee. Wir haben doch alle mitgemacht. Die ganzen Handwerker der Stadt. Nur halt der Bestattungsunternehmer nicht. Das hätte ja auch irgendwie schlecht funktioniert.“

„Das müssen Sie mir bitte schon etwas näher erklären. Was soll das heißen – alle haben profitiert. Haben Sie etwa verbotene Preisabsprachen getroffen…?“

„Wo denken Sie hin? Das wäre ja ungesetzlich. Und das würde bei den verschiedenen Handwerksberufen ja auch gar nicht funktionieren. Nein, wir hatten andere Methoden, uns zu helfen…“

„Nämlich welche?“

„Schauen Sie, Herr Kommissar, die Sache ist doch ganz einfach. Es beginnt mit irgend einem kleinen Jungen – zum Beispiel dem Sohn des Chefs vom Möbelhaus. Der schmeißt – natürlich rein zufällig – mit einem Stein eine Fensterscheibe ein und verschwindet anschließend schnell. Der Hausbesitzer muss daraufhin den Glaser rufen.“

„Das klingt ja nun noch nicht sonderlich kriminell. Eher nach einem Dummejungenstreich.“

„Das soll es ja auch, Herr Kommissar, das soll es ja auch. Aber warten Sie ab, es geht ja gerade erst los. Also, der Glasermeister schaut sich die Fenster an, stellt fest, dass alle Rahmen hoffnungslos verzogen sind, die Fenster daher undicht, und rät daraufhin zu einer energetischen Sanierung. Er tauscht alle Fenster gegen neue mit Isolierglas aus und macht ein gutes Geschäft dabei.



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