Mord bei Nordwest by Franke Christiane

Mord bei Nordwest by Franke Christiane

Autor:Franke, Christiane [Franke, Christiane]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: emons
veröffentlicht: 2019-08-11T22:00:00+00:00


Donnerstag

»Guten Morgen, Sprotti! Hast du gut geschlafen?« Phillips gut gelaunte Stimme drang an Christines Ohr, während sie noch selig zwischen Träumen und Wachwerden dämmerte. »Ich mach dir einen Kaffee.«

Mit einem leisen Stöhnen griff sie zu ihrem Handy. Sieben Uhr dreißig. Sie riss die Augen auf. Halb acht? Was sollte das denn? Es war ja noch nicht mal richtig hell draußen! Grunzend drehte sie sich auf die andere Seite und zog sich die Decke über die Ohren. Nein, halb acht war im Novemberinselurlaub absolut keine Option zum Aufstehen. Frühstück ohnehin nicht vor neun, lieber halb zehn.

Sie hörte Phillip mit dem mitgebrachten Wasserkocher hantieren. Und spürte, wie sie innerlich ebenfalls zu kochen begann. Verdammt, warum konnte er nicht leise sein, wenigstens ihr zuliebe? Im Badezimmer gab es ebenfalls eine Steckdose. Dort hätte er den Wasserkocher einstecken können. Doch Phillip schüttelte fröhlich und lautstark die Instant-Kaffeetütchen, ließ das Wasser für Christines Empfinden extra lange kochen, bevor er den Stecker zog, und rührte dann klirrend mit dem Silberlöffel um, den sie seit Jahren auf Reisen dabeihatte. Mochten die Becher, die sie aus Gewichtsgründen extra in einem Geschäft für Campingbedarf gekauft hatte, auch ultraleicht sein, sie hatte als Ergänzung stets eine Stoffserviette und den Silberlöffel dabei, um der morgendlichen Kaffeezubereitung wenigstens einen gewissen Charme zu verleihen. Aber diesen Charme brauchte sie nicht früh um halb acht.

»Hier, Sprotti, dein Kaffee.« Sie hörte, dass Phillip den Becher auf ihren Nachttisch stellte. Wahrscheinlich erwartete er jetzt ein strahlendes Dankeschön. Verflixt noch mal, warum reagierte sie derart sensibel? War es wirklich der Mord an Erik Sander, der in ihre Flitterwochen funkte? Der Mord an einem Menschen, den sie beide nicht kannten? Oder war es doch etwas anderes? Hatten sie sich das Miteinander so sehr gewünscht, dass sie die Schwachpunkte des anderen einfach übersehen hatten?

Sie rührte sich nicht. Kniff die Augen zusammen und biss die Zähne aufeinander. Dämmerte sogar wieder ein wenig ein, bis Phillip sich erneut über sie beugte. »Dein Kaffee ist jetzt sicherlich kalt. Ich geh am Strand spazieren. Lass dir Zeit. Ich bin in einer Dreiviertelstunde zurück. Dann können wir frühstücken.«

Er drückte ihr einen Kuss aufs Haar, kurz darauf hörte sie die Zimmertür zufallen.

»Lass dir Zeit«? Scherzkeks. Mit einem Seufzen setzte sie sich auf. Griff zu dem lauwarmen Kaffee und trank einen Schluck. Dann nahm sie ihr Handy und öffnete die App des »Wilhelmshavener Kuriers«. Sie hatte nicht nur die Print-, sondern auch die Online-Version abonniert. Damit sie stets auf dem Laufenden war, vor allem, weil sie die Zeitung online lesen konnte, wenn sie mitten in der Nacht wach wurde, die gedruckte Ausgabe aber noch nicht in ihrem Briefkasten war. Schlaftrunken sah sie auf die Schlagzeile. Der VW-Konzern eröffnete eine Halle für Autozubehörteile auf dem Gelände des Jade-Weser-Ports. Alles, was Rang und Namen hatte, war dabei. Christine freute sich für die Stadt. Das war ein weiterer Meilenstein, der sicher nicht nur die Fahrzeugwirtschaft antrieb. Bestimmt würde es in nicht allzu ferner Zeit auch Bustouren über das Hafengelände geben. An einer solchen Führung durch den Bremerhavener Containerhafen hatte sie vor einigen Jahren selbst einmal teilgenommen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.