Mittland 1 - Im Schatten der Drachen by Ferkau Volker

Mittland 1 - Im Schatten der Drachen by Ferkau Volker

Autor:Ferkau, Volker [Ferkau, Volker]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: LS ebook / Martin Kelter Verlag
veröffentlicht: 2011-11-26T23:00:00+00:00


Balger drehte sich herum. »Ist da jemand?«, flüsterte er mit rauer Stimme. Hoffentlich war er nicht beobachtet worden.

»Verzeiht, ich wollte nicht stören.« Eine sanfte Frauenstimme.

»Ihr stört nicht«, sagte Balger, raffte seine Schöße und wollte sich davon machen. Er würde darüber nachdenken müssen, was soeben geschehen war.

»Bitte bleibt«, sagte die Gestalt und näherte sich ihm. »Ich warte gerne, bis Ihr Euer Gebet beendet habt, denn das gerechte Gebet vermag viel und sollte nicht gestört werden.« Das Kerzenlicht fiel auf die Figur, die sich aus dem Schatten schälte. Es handelte sich um eine junge Frau, schlank und überaus attraktiv - eine Elfe. Sie war mit Pfeil, Bogen und Schwert bewaffnet.

»Im Schrein sind Waffen nicht gestattet«, sagte Balger.

Die Elfe nickte und legte die Waffen neben sich ab. Sie hatte schwarze schulterlange Haare mit Stirnband. Ein weiches Lederwams betonte ihre Brüste und die schmale Taille, die enganliegende Kniebundhose die schlanken Beine. Ihre Unterschenkel waren kunstvoll bemalt. Ihre Füße steckten in gebundenen Stiefeln. An jedem Handgelenk glitzerte ein goldener Armreif. Sie hatte die Grazie einer Kriegerin und die Anmut einer Priesterin. Balger hatte sie auf der Burg noch nie gesehen.

»Wer seid Ihr?« fragte er.

»Ich habe wirklich nicht gestört?«, wollte die Elfe wissen. »Ich hatte den Eindruck, einen Mann zu sehen, der im tiefen Gebet versunken ist.«

Balger grinste schief. »Ihr irrt Euch.«

Dein Gebet war tief und innig!, sagte die Stimme und Balger riss die Augen auf. Außerdem hat sie deine Frage nicht beantwortet! Er blinzelte und machte zwei erschrockene Schritte rückwärts.

»Nein - nein, ich habe nicht gebetet«, räusperte er sich. »Ich komme hin und wieder hier hoch, um Stille zu finden…«

»Auch das ist eine Art Gebet, denn in der Stille senkt sich das Bild des Himmels in sein Nichts.«

Balger schluckte wie ein ertappter Schuljunge.

Du belügst sie. Du belügst dich. Du bist einer von Zwanzig!

»Ja, das bin ich«, stotterte er.

»Was meint Ihr?« Die Elfe verzog die Mundwinkel.

Er hüstelte. »Ich muss gehen. Ich habe keine Zeit.«

Doch, du hast Zeit, alle Zeit der Welt. Zeit vergeht nie, sie ist stets bei dir!

Der Skarabäus tapste mit seinen Beinen von links nach rechts und suchte sich einen neuen Platz, von dem aus er alles beobachten konnte.

Die Elfe trat zur Seite. Balger machte einen Schritt über ihre Waffen. Am Kopf der Treppe wartete er. Er spürte, wie sich ihr Blick in seinen Rücken bohrte.

Sie hat deine Reue erkannt. Sie hat deine Tränen gesehen - und gehört. Sie weiß, dass Inquister Balger eine Seele hat.

Er drehte sich nicht um. Er wartete auf ihre Schritte, darauf, dass sie sich entfernte. Doch sie bewegte sich nicht, ebenso wenig wie er. Er drehte den Kopf halb über die Schulter und sagte: »Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet. Wer seid Ihr?« Er drehte sich um und sah sie an.

»Entschuldigt«, sagte sie und ihr Gesicht strafte dieses Wort Lügen.

»Nun?« Er war erstaunt, dass er sie nicht so sehr maßregelte, wie es ihm geziemte. Er war Inquister Loouis Balger. Wenn er fragte, hatte man ihm eine Antwort zu geben.

Sie wird dafür sorgen, dass man sich auf deine Kosten lächerlich macht! Der Käfer hinter seinen Augen zuckte.



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