Millennium by Stieg Larsson

Millennium by Stieg Larsson

Autor:Stieg Larsson
Die sprache: deu
Format: epub


Auf dem Heimweg in die Katarina Bangata verspürte Bublanski das dringende Bedürfnis, die Angelegenheit mit Gott zu besprechen, aber statt in die Synagoge ging er in die katholische Kirche an der Folkungagatan. Er nahm auf einer der hinteren Bänke Platz und blieb eine Stunde lang reglos sitzen. Im Grunde hatte er als Jude nichts in einer katholischen Kirche zu suchen, aber sie war so ein friedvoller Ort zum Nachdenken, und er kam regelmäßig hierher, wenn er seine Gedanken ordnen wollte. Jan Bublanski war der Meinung, dieser Ort eigne sich dafür so gut wie jeder andere, und er war überzeugt, dass Gott es ihm nicht verübeln würde. Außerdem gab es einen großen Unterschied zwischen dem Katholizismus und dem Judentum. In die Synagoge ging er, um Gesellschaft und Gemeinschaft mit anderen Menschen zu erleben. Die Katholiken hingegen gingen in die Kirche, um in Ruhe mit Gott allein sein zu können. Die ganze Kirche lud zur Stille ein und gebot, dass man jedem Besucher seine Ruhe lassen musste.

Bublanski dachte über Lisbeth Salander und Miriam Wu nach. Und er überlegte, was Erika Berger und Mikael Blomkvist ihm wohl verheimlicht hatten. Er war ganz sicher, dass sie etwas über Salander wussten, was sie ihm nicht erzählt hatten. Zu gern hätte er gewusst, was für eine »Recherche« Lisbeth für Mikael Blomkvist betrieben hatte. Einen Augenblick streifte ihn sogar der Gedanke, dass sie für Blomkvist gearbeitet hatte, kurz bevor er die Wennerström-Affäre lostrat, aber nach kurzem Nachdenken verwarf er diese Möglichkeit wieder. Diese Art von Drama passte einfach nicht zu Lisbeth Salander, und es schien eher abwegig, dass sie in dieser Angelegenheit Informationen von Wert hätte beitragen können.

Bublanski war bekümmert.

Mikael Blomkvists Gewissheit, dass Salander unschuldig war, gefiel ihm ganz und gar nicht. Es war eine Sache, dass er als Polizist seine Zweifel hatte – Zweifel gehörten zu seinem Beruf. Eine andere Sache war es, dass Mikael Blomkvist ihn mit seiner Privatdetektiv-Attitüde herausforderte.

Er mochte Privatermittler nicht, denn sie arbeiteten oft mit Verschwörungstheorien, die zwar für große Schlagzeilen in den Zeitungen sorgten, die Arbeit der Polizei aber nur unnötig erschwerten.

Das hier waren mittlerweile die verzwicktesten Mordermittlungen, die er jemals erlebt hatte.

Dabei hatten sie sich so gut angelassen. Schon nach wenigen Stunden hatten sie eine Hauptverdächtige. Lisbeth Salander war diese Rolle auf den Leib geschneidert – sie war ganz offensichtlich ein Fall für die Psychiatrie und ihr Leben lang immer wieder mit gewalttätigen und unkontrollierten Ausbrüchen aufgefallen. Man musste sie praktisch nur noch festnehmen und ein Geständnis bekommen. Aber dann war plötzlich alles schiefgegangen.

Salander wohnte nicht dort, wo sie wohnte. Sie hatte Freunde wie Dragan Armanskij und Mikael Blomkvist. Sie hatte ein Verhältnis mit einer stadtbekannten Lesbe, praktizierte Sex mit Handschellen und ließ die Medien allmählich völlig durchdrehen. Sie hatte 2,4 Millionen Kronen auf der Bank und keinen bekannten Arbeitsplatz. Dann kam Blomkvist mit seinen Theorien von Mädchenhandel und Verschwörungen daher – und als prominenter Journalist hatte er tatsächlich genug politische Macht, um die Ermittlungen mit einem einzigen Artikel in heilloses Chaos zu stürzen.

Vor allem aber blieb die Hauptverdächtige weiterhin



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