Metaphysik - Ta meta ta physika by Aristoteles

Metaphysik - Ta meta ta physika by Aristoteles

Autor:Aristoteles
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783847811213
Herausgeber: Henricus - Edition Deutsche Klassik


VII. Teil

Das Absolute

1. Die Prinzipien der sinnlichen Substanzen

Den Gegenstand unserer Betrachtung bildet der Begriff der Substanz als des selbständigen Seins. Die Prinzipien und Gründe der Substanzen sind es, die wir erforschen wollen. Ist das All als geschlossenes Ganzes zu fassen, so ist das substantiell Existierende sein wichtigster Bestandteil; sehen wir auf die Reihenfolge der einzelnen Bestimmungen am Seienden, so käme auch so die Substanz zuerst, und erst nach ihr die Qualität und weiter die Quantität usw. Denn diese alle machen nicht das Seiende in strengem Sinne aus; sie sind nur Beschaffenheiten und Bewegungen am Seienden, fast wie das Nicht-Weiße und das Nicht-Gerade auch. Ein Sein schreiben wir wenigstens irgendwie auch diesem zu; wir sagen z.B.: etwas ist nicht weiß. Keine der anderen Bestimmungen hat ein selbständiges Sein. Dafür zeugen denn tatsächlich auch die Ansichten der alten Denker. Auch sie suchten die Prinzipien, die Elemente und Gründe der Substanz zu erforschen. Und was die Heutigen anbetrifft, so sehen sie als die eigentlichen Substanzen das Allgemeine an; denn die Gattungen, die sie, weil sie alles auf Begriffe zurückführen, als die eigentlichen Substanzen bezeichnen, tragen den Charakter des Allgemeinen, während die Früheren sich an einzelnen Gebilden, wie Feuer und Erde, genügen ließen, ohne zur Körperlichkeit als dem Allgemeinen vorzudringen.

Das substantiell Seiende nun ist dreifacher Art. Erstens ist es das Sinnliche, was alle anerkennen, und zwar dieses teils als Vergängliches, wie Pflanzen und Tiere, teils als Ewiges. Das Sinnliche gilt es auf seine Elemente, sei es auf eines oder auf mehrere, zurückzuführen. Sodann das Unbewegte. Dieses bezeichnen manche als für sich bestehend, die einen, indem sie es in zwei Arten unterscheiden, in Ideen und mathematische Objekte, die anderen, indem sie diese beiden als eine Wesenheit fassen, noch andere, indem sie darunter ausschließlich die mathematischen Objekte festhalten. Die sinnlichen Substanzen gehören der Naturwissenschaft an, denn ihnen kommt Bewegung zu; die unbewegte Substanz dagegen ist Gegenstand einer anderen Wissenschaft, sofern es für beide keinerlei gemeinsames Prinzip gibt.

Die sinnliche Substanz ist der Veränderung unterworfen. Nun vollzieht sich die Veränderung so, daß etwas aus seinem Gegenteil oder aus einem Mittleren wird; wird es aber aus dem Gegenteil, so wird es doch nicht aus jedem beliebigen anderen – denn dem Weißen steht als ein anderes auch der Ton gegenüber –, sondern aus dem gerade ihm Entgegengesetzten. Da nun die Gegensätze doch nicht selbst in einander übergehen, so muß es notwendig noch etwas Weiteres geben, was der Veränderung in das Entgegengesetzte als Substrat dient. Dieses eine beharrt, während die Gegensätze nicht beharren, und es gibt somit ein drittes zu den Gegensätzen: das ist die Materie.

Die Veränderung nun ist vierfach: sie ist Veränderung des Wesens, oder der Beschaffenheit, oder der Quantität, oder des Ortes; sie heißt Entstehen und Vergehen in bezug auf das Wesen, Zunahme und Abnahme in bezug auf die Quantität, Veränderung in bezug auf die Qualität, Bewegung in bezug auf den Ort. Die Veränderung also findet statt in das jedesmalige bestimmte Gegenteil, und die Materie, die die Möglichkeit des einen wie seines Gegenteils enthält, muß sich in dieser bestimmten Richtung verändern.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.