Mein wildes Herz by Tess Sharpe

Mein wildes Herz by Tess Sharpe

Autor:Tess Sharpe [Sharpe, Tess]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 9783641133924
Google: zGyXAgAAQBAJ
Herausgeber: Cbt
veröffentlicht: 2014-03-09T23:00:00+00:00


Kapitel 38

Viereinhalb Monate früher (siebzehn Jahre alt)

»Wir werden zu spät kommen«, quengelt Mina.

Ich mache den Reißverschluss an meinen Stiefeln zu und ziehe die Jeans darüber. »Wir haben noch zwanzig Minuten. Also entspann dich.«

Sie lässt sich auf mein Bett fallen und verteilt die Kissen überall. Sie trägt heute ein heißes pinkfarbenes Kleid, das so kurz ist, dass ihre Mom ausflippen würde, wenn sie es sähe. Deshalb hat sich Mina bei mir umgezogen. Kleine Perlen, in denen sich das Licht spiegelt, verzieren ihre dreiviertellangen Ärmel.

Sie stützt sich auf die Ellbogen auf. Die Haare fallen ihr bis über die Schultern, eine Fülle brauner Locken, die sich reizvoll von dem pinkfarbenen Kleid abheben. »Willst du wirklich diese Jeans tragen? Du solltest die schwarze Röhrenhose anziehen und in deine Stiefel stecken.«

»Ich bekomme kaum Luft darin.«

»Aber du sieht darin super aus.«

Ich mustere sie, bin misstrauisch wegen ihres plötzlich erwachten Interesses an meiner Kleidung. »Gibt es da etwas heute Abend, das du mir verschweigst?«, will ich wissen, denn Mina liebt Überraschungen. »Warum soll ich mich auftakeln? Du planst doch nicht etwa eine Willkommensparty, oder? Mina, ich hasse so etwas.«

»Das ist auch der Grund, weshalb ich mich gebremst habe«, sagt Mina. »Wir sind nur mit Kyle und Trev zu Burgern verabredet. Das hab ich dir doch schon gesagt.«

Ich werfe ihr einen Blick zu. »Okay, aber ich finde, du verhältst dich seltsam.«

»Und ich finde, du solltest dich umziehen.«

»Werde ich nicht.«

»Dann trag wenigstens etwas Lipgloss auf.«

»Welcher Hafer hat dich denn gestochen?«, frage ich und schlüpfe in meinen Pullover. »Es sind doch nur Trev und dein Freund.« Es fällt mir von Mal zu Mal leichter, Kyle als ihren Freund zu bezeichnen. Ich habe es vor dem Spiegel geübt.

»Du bist so hübsch.« Mina erhebt sich vom Bett und kramt in meiner Schmuckschatulle. »Aber du verbringst dein halbes Leben damit, dich langweilig anzuziehen, weil du glaubst, dann weniger Aufmerksamkeit zu erregen.«

»Vielleicht will ich gar keine Aufmerksamkeit erregen.«

»Das sage ich doch.« Mina steht vor dem Spiegel und hält sich ein paar Silberkreolen an die Ohren, dreht den Kopf nach allen Seiten, bevor sie sie zurücklegt. »Du willst dich verstecken und das ist unfair dir selbst gegenüber.«

»Mina, nicht ich bin diejenige, die sich verstecken will«, sage ich, während sie eine Kette probiert und dann wieder zur Seite legt.

»Ich geh jetzt runter«, sagt sie ausdruckslos. »Wir sollten uns bald auf den Weg machen.«

Trev und Kyle erwarten uns bereits, als wir bei Angry Burger ankommen. Das Lokal ist überfüllt mit Collegestudenten, die übers Wochenende zu Hause sind. In einer Ecke spielt eine große Gruppe Billard, die meisten mit einer Flasche Corona mit Zitronenspalten in der freien Hand. Die Musik in der Jukebox ist seit einer Ewigkeit dieselbe: heiße Countrymusik mit viel Banjo.

Mina nimmt neben Kyle Platz, während Trev sich aus der Nische aus Eichenholz erhebt.

Seit einer Woche bin ich aus Oregon zurück und sehe ihn heute zum ersten Mal wieder. Ich bin überrascht, wie glücklich ich bin. Trev ist unkompliziert, genau das, was ich heute Abend brauche, nachdem ich tagelang Minas Doppelzüngigkeit und wachsame Blicke ertragen habe.

Er umarmt mich und es wirkt beruhigend wie immer.



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