Mein Sohn will mich tanzen sehen by Gabriele Pointner

Mein Sohn will mich tanzen sehen by Gabriele Pointner

Autor:Gabriele Pointner
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aumayer druck + verlag
veröffentlicht: 2012-12-19T00:00:00+00:00


Anna fühlte sich überwältigt von der Begegnung mit Celine, die es ihr ermöglicht hatte, einen Kontakt herzustellen mit dieser anderen Welt. Während der Heimfahrt weinte sie, einerseits vor Glück, dass es ihrem Sohn gut gehe, andererseits vor Sehnsucht nach ihm. Anna wiederholte in Gedanken: Julians Seele lebt, sie trägt nur ein anderes Kleid. Er ist nicht gestorben, er wurde hineingeboren in eine andere Welt, die seine wirkliche Heimat ist. In die wir alle gehen, in der es ein Wiedersehen geben wird. Niemand vermag nun meinen Sohn zu verletzen, niemand wird ihm jemals ein Leid zufügen. Anna erinnerte sich an eine Begebenheit in Wien.

Bevor Julian in seine letzte Wohnung gezogen war, hatte er ein paar Wochen bei seinem Freund Mark in einer WG gelebt. Am Samstag, den 5. April 2003 wollte Julian die erste Umzugsfracht in seine neue Wohnstätte transportieren. Mark borgte ihm sein Auto. Nachdem der Schlüssel nicht sperrte, merkte Julian, dass er am Schloss eines falschen Autos hantierte. Der Wagenbesitzer, ein türkischer Geschäftsmann, beobachtete ihn. In der Meinung, dass es sich um einen Einbrecher handelte, schnappte er Julian am Kragen und zerrte ihn in sein Geschäft, von wo er sofort die Polizei anrief. Julians Beteuerung, dass er sich im Auto geirrt hätte, nützte nichts.

Zwei Polizisten, ein Mann und eine Frau, hörten sich zuerst den Bericht des Geschäftsmannes an. Julian hatte Mühe, zu Wort zu kommen. Etwas eingeschüchtert, jedoch sachlich klärte er seinen Irrtum auf.

„Welche Drogen haben Sie genommen, auf was sind Sie drauf?“, schrie der Polizist ihn an. Er wartete die Antwort gar nicht erst ab. In grobem Ton befahl er ihm, seine Hosensäcke auszuleeren. Wie ein Schwerverbrecher wurde er an die Wand gestellt und brutal ausgegriffen. Sie untersuchten seine Papiere, das Handy wurde auf Diebstahl überprüft. Julian wurde nach seinen Eltern befragt, nach sämtlichen Wohnungsadressen, nach der Zimmergröße sowie über die Kosten der alten und neuen Wohnung. Korrekt gab Julian auf alle Fragen Auskunft. Er wurde der Lüge bezichtigt, da es nach Meinung des Polizisten nicht möglich sei, dass die Miete für sein 13 m² großes Zimmer damals 3300 ÖS betragen hätte und er nun für 15 m² nur 200 Euro zahlen würde. Zwischendurch musste Julian sich unverschämte Kommentare der jungen Polizistin gefallen lassen. „Sie haben auch schon einmal besser ausgeschaut“, ließ sie ihn beim Durchsuchen der Papiere wissen. Auf Befehl der Beamten händigte Julian ihnen die Telefonnummer seines Freundes aus. Die Polizistin unterstellte ihm, eine falsche Telefonnummer angegeben zu haben. Sie beharrte darauf, mit Julians Freund zu sprechen. Obwohl die Nummer richtig war, führte er bereitwillig die Beamten zum Haus, was er nicht tun hätte müssen. Bei der Wohnung angelangt, bat Julian die Beamten draußen zu warten. Obwohl die Polizisten weder hineingebeten worden waren, noch einen Hausdurchsuchungsbefehl in der Tasche hatten, betraten sie, mit der Waffe in der Hand, die Studentenwohnung, begutachteten das Vorzimmer, die Küche und klopften an der Zimmertür von Mark, der noch schlief. Schlaftrunken und irritiert über den Polizistenbesuch, bestätigte Mark Julians Angaben. Als er ihnen dann sein Auto zeigte, die gleiche Marke, die gleiche Farbe wie das Auto des Türken, war alles aufgeklärt.



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