Mein Schwein pfeift by Martin Springenberg/Michael Bresser

Autor:Martin Springenberg/Michael Bresser [Bresser, Martin Springenberg/Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

Montag, 16.35 Uhr: Peter Grabowski, Dieter Nannens Handlanger, betritt mein Büro. Auftrag vom Chef: Umfassendes Profil von Heiner Vossen erstellen, Hauptverdächtiger im Mordfall Angelo Küppers. Vorsicht, der Verdächtige könnte bewaffnet sein.

16:45 Uhr: Recherche im Internet. Der Name des Verdächtigen Vossen taucht lediglich im Zusammenhang mit dem Fußballverein FC Dülmen auf. Inoffizielle Anmerkung: Hat Vossen etwas zu verbergen? Ende inoffizielle Anmerkung. Unter www.telefonbuch.de: Christel und Heiner Vossen, Baumschulenweg 56, 48249 Dülmen. Keine kriminaltechnisch verwertbaren Resultate.

17:18 Uhr: Angesichts der potentiellen Gefahr durch den Verdächtigen bewaffne ich mich ebenfalls. Zyanidkapseln, die ich dem Aggressor im Notfall verabreichen kann. Mein Antrag auf Waffenschein ist bisher noch nicht genehmigt worden.

17:22 Uhr: Befinden uns auf dem Weg nach Dülmen. Legen uns Tarnung zurecht.

17:29 Uhr: Vossen wohnt mitten im Zentrum. Weißes Vierfamilienhaus. Andere Bewohner: Familie Buschschulte, Richard Kemper, Sybille Krekel.

17:32 Uhr: Klingeln. Werden hereingelassen. Vossen ist nicht anwesend. Dafür seine Mutter Christel. Circa 65 Jahre alt, graue Dauerwelle, braunes Kleid mit roten Rosen. Inoffizieller Kommentar: Verwitwet. Fescher Feger. Ende inoffizieller Kommentar. Geben uns als Versicherungsvertreter für die Westfälische Landesversicherung aus. Flirte galant mit Mutter des Verdächtigen. Sie vertraut mir, beäugt Peter aber misstrauisch. Ich schicke Grabowski nach draußen. Beurteilung Otto Baumeister: Momentan droht keine Gefahr. Das Befragungsobjekt darf nicht durch Handlanger Grabowski verunsichert werden. Frau Vossen schenkt mir einen Piccolo ein. Um die Tarnung aufrechtzuerhalten, willige ich ein. Widerspricht allerdings § 5412 Abs. 312 des Pinkerton-Leitfadens zur Detektivausbildung. Allerdings sind laut §3158 Abs. 3 Regeln dafür da, gebrochen zu werden. Also beiße ich in den sauren Apfel und trinke.

Anschließend lege ich ihr den Versicherungsvordruck für ihren Sohn vor. Sie kann ihn schon mal ausfüllen. Lade sie zum Tanztee ins Café Saathoff ein. Inoffizielle Anmerkung: Das ist ein brandheißer Schuppen. Nur junges Gemüse zwischen 50 und 60 läuft da rum. Ende inoffizieller Kommentar. Christel füllt den Bogen aus und nimmt meine Einladung an.

Ergebnisse des Personenbogens und der Aussage von Christel Vossen:

Heiner Vossen, geb. 24. 07. 1980 in Dülmen. Vater Heinrich verstarb 2005 an Herzinfarkt.

Heiner absolvierte die Hauptschule und schloss eine Lehre als Automechaniker bei Opel Düppel ab. Laut Christel hat er finanzielle Probleme. Er hat in argentinische Aktien investiert, die bald nichts mehr wert waren. Die Mutter hat ihm im letzten Jahr 5000 Euro geliehen. Anfang des Jahres trennte sich seine langjährige Freundin Gesine Zumwinkel von ihm, und er verlor die Arbeit bei Düppel. Angeblich wurde er gemobbt. Habe Adresse von Gesine und der Firma Düppel notiert. Christel vertraut mir so sehr, dass sie noch nicht einmal nach dem Grund für mein Interesse fragte. Inoffizielle Bemerkung: Eine fundierte Detektivausbildung zahlt sich aus.

Die Familie Vossen ist übrigens um 200 Ecken mit dem tollen Bomberg verwandt. Da ich mich in meinen historischen Studien vor meiner Detektivtätigkeit mit dem legendären Kammerherrn und Baron Gisbert Freiherr von Bomberg, der berühmtesten Bulderner Persönlichkeit, beschäftigt hatte, kamen wir ins Plaudern. So erzählte sie mir die Geschichte von der Entstehung der Bahnstation Buldern. Im 19. Jahrhundert hielt die Bahn nur an den wichtigen Verkehrsknotenpunkten. So war auf der Strecke vom Ruhrgebiet nach Münster Dülmen der erste Halt.

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