Mein Amerika - Dein Amerika by Buhrow Tom / Stamer Sabine

Mein Amerika - Dein Amerika by Buhrow Tom / Stamer Sabine

Autor:Buhrow, Tom / Stamer, Sabine [Buhrow, Tom / Stamer, Sabine]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Reiseberichte, Reiseerzählungen/Nordamerika, Mittelamerika
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-05-12T16:00:00+00:00


Am 2. Oktober 2002 erschießen Unbekannte einen fünfundfünfzigjährigen Mann in einem Vorort von Washington auf dem Parkplatz eines Lebensmittelladens. Die Polizei tappt im Dunkeln. Das Opfer wurde nicht beraubt, es ist kein Motiv erkennbar. Dies wird der Beginn einer unheimlichen Serie. Gleich am nächsten Tag legen der oder die Killer mit fünf Morden nach. Schon morgens um 7.40 Uhr erschießen sie einen Mann beim Rasenmähen. Eine halbe Stunde später sackt ein Taxifahrer tödlich getroffen an einer Tankstelle zusammen. 25 Minuten danach wird eine Frau vor einem Postgebäude erschossen, bald darauf eine weitere an einer Tankstelle. Es herrscht Panik. In Montgomory County, dem Landkreis nördlich von Washington, schließen sofort die Schulen. Abends streckt der Mörder noch einen zweiundsiebzigjährigen Mann an einer Straßenecke in Washington nieder. Dann beschließt er sein Tagewerk.

Die Polizei bildet eine Sonderkommission und bittet auch die Bundesbehörden um Hilfe. Am nächsten Morgen ist klar: Alle Kugeln stammen aus demselben Gewehr. Die Mordserie hat einen Namen: the sniper shootings, die Scharfschützen-Morde. Augenzeugen wollen einen weißen Minivan gesehen haben. Jedes Fahrzeug, das auf diese Beschreibung passt, wird von da an argwöhnisch angesehen. Die Behörden gehen alle einschlägig gemeldeten Wagen durch, aber ohne Erfolg. Am selben Tag drückt der Killer wieder ab – auf einem Parkplatz. Aber sein Opfer überlebt. Wenige Tage später erschießt der Unbekannte einen Dreizehnjährigen, der gerade vor seiner Schule abgesetzt wird. Am Tatort findet sich eine Tarotkarte mit der Aufschrift: «Lieber Herr Polizist, ich bin Gott.» Polizeichef Charles Moose tritt mit Tränen in den Augen vor die Fernsehkameras: «Ein Kind erschießen – jetzt wird es zu meiner persönlichen Angelegenheit.»

Für die Familien in der Gegend ist es das schon. Die Schulen in und um Washington ergreifen Sicherheitsmaßnahmen, auch die Deutsche Schule, die unsere Kinder zu jenem Zeitpunkt besuchen. Klassenausflüge werden gestrichen. Sportunterricht und Spiele werden in Turnhallen verlegt oder vorübergehend gestrichen. Der Schulbus scheint nach dem jüngsten Mord zu unsicher. Wie viele andere Eltern bringen wir unsere Kinder selbst zum Unterricht. Auch bei bestem Wetter finden die Pausen in diesen Wochen drinnen statt. Der Schulhof ist an der Deutschen Schule, wie überall, verwaist. Im Klassenraum werden die Jalousien heruntergelassen, der Unterricht findet hinter verdunkelten Scheiben statt, um dem sniper keine Zielscheibe zu bieten. In diesen Tagen verliest Polizeichef Moose eine Warnung des Killers: «Eure Kinder sind nicht sicher. An keinem Ort und zu keiner Zeit.»

Immer wieder schlägt der Unbekannte zu. Ende Oktober gehen zehn Tote auf sein Konto, während die Polizei ein ums andere Mal falschen Spuren nachgeht. Immer wieder ist die Rede von einem weißen Minivan. Durch Zufall kommen die Beamten schließlich zum Erfolg: Ein Autofahrer bemerkt auf einem Parkplatz zwei schlafende Männer in ihrem Fahrzeug und schöpft Verdacht. Er alarmiert die Polizei. Die verhaftet kurz darauf den einundvierzigjährigen John Allen Muhammad und den erst siebzehnjährigen Lee Boyd Malvo – keineswegs in einem Minivan, sondern in einem Pkw, einem Caprice. Die beiden hatten das Auto zu einem regelrechten Mordmobil umgebaut: In den Kofferraumdeckel war ein Loch gebohrt, durch das der Gewehrlauf passte. Und der Innenraum war so umgestaltet, dass der Schütze sich ausstrecken und ruhig zielen konnte.



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