Eva Braun by Görtemaker Heike B

Eva Braun by Görtemaker Heike B

Autor:Görtemaker, Heike B. [Görtemaker, Heike B.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2014-09-27T04:00:00+00:00


Eva Braun fotografiert Hitler und Morell im Gespräch (1937)

Eine berufliche Distanz des «Leibfotografen» zur Freundin seines Freundes Hitler ist daher nicht erkennbar. So verwundert es nicht, daß Hoffmann in der schriftlichen Erklärung anläßlich seiner eigenen Spruchkammerverhandlung 1947/48 über die Fortführung der beruflichen Verbindung zu ihr nach 1936 kein Wort verlor. Und in der öffentlichen Sitzung der Spruchkammer gegen sie beteuerte er lediglich, Eva Braun habe «ihre Sachen dem Geschäft angeboten», er selbst habe «damit nichts zu tun» gehabt.[216] Angesichts der Höhe des geflossenen Geldes ist dies jedoch mehr als zweifelhaft. Vielmehr ist zu fragen, ob und weshalb Hoffmann sich Eva Braun mittels hoher Zahlungen gewogen hielt. Sicherte er sich auf diese Weise ihre Fürsprache an höchster Stelle? In jedem Fall scheint die Geliebte des «Führers» über die ihr von Hitler persönlich gewährten finanziellen Vorteile hinaus Teil der in NS-Kreisen üblichen Vetternwirtschaft gewesen zu sein.[217]

Um im Gefolge Hitlers nicht aufzufallen, erhielt Eva Braun den Status einer Privatsekretärin. Speer behauptete später, sie habe, sobald der NS-Führer auf dem Obersalzberg weilte, ebenfalls immer dort sein müssen. Nur einmal, so heißt es in seinen Erinnerungen, habe Hitler ihr «acht Tage Urlaub» gewährt.[218] Die darin enthaltene Unterstellung, Eva Brauns Anwesenheit auf dem Berghof sei für sie eine Art Dienst gewesen, ist jedoch abwegig und nur dem eigentümlichen Charakter der Speer-Memoiren zuzuschreiben. Schließlich betonte Speer selbst an anderer Stelle immer wieder die Treue, Anhänglichkeit und hingebungsvolle Liebe Eva Brauns zu Hitler. Vor allem aber bedeutete ihr ständiger Zugang zum Berghof ein Privileg, auf das kein Mitglied des «inneren Kreises» jemals freiwillig verzichtet hätte.[219]

Ohnehin lebte Eva Braun die meiste Zeit des Jahres in München. Noch im Sommer 1935, während sie gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Margarete in der Widenmayerstraße wohnte, kaufte Hoffmann ein kleines, vier Jahre zuvor erbautes Haus in der Wasserburger Straße 12, der heutigen Delpstraße, in Bogenhausen. Der Münchner Geschäftsmann Adolf Widmann hatte es zum Verkauf angeboten. Dieser sagte nach Kriegsende aus, Eva Braun habe damals das Gebäude besichtigt, Hoffmann einige Wochen später den Kaufpreis der Immobilie – 35.000 Reichsmark – mit einem «Privatscheck» bezahlt. Hitler sei bei dieser Transaktion zu keinem Zeitpunkt in Erscheinung getreten.[220] Erst als Widmann mit der Abrechnung der von ihm für verschiedene Gegenstände geforderten Ablösesumme auf sich warten ließ, sei er von Hoffmann und dessen Prokuristen «mündlich aufgefordert» worden, diese Aufstellung «dringendst» nachzuholen, «weil Hitler die Abrechnung wünscht».[221] Drei Jahre später, am 2. September 1938, wurde der Besitz dann auf Eva Braun – «Privatsekretärin in München» – überschrieben.[222]

Hoffmann hingegen machte auch dazu widersprüchliche Angaben. In seiner 1947 entstandenen Rechtfertigungsschrift behauptete er zunächst, Hitler habe «Eva ein Häuschen» gekauft. In der Eva Braun betreffenden öffentlichen Spruchkammersitzung in München am 1. Juli 1949 erklärte er dann, er habe «nicht mehr in Erinnerung, wie der Hauskauf» zustande gekommen sei; möglicherweise habe er das Objekt für seinen Schwiegersohn Baldur von Schirach erworben. Er wisse auch nicht, ob er «mit Hitler eine Verrechnung gehabt» habe. Schließlich fügte er noch hinzu: «Im Endergebnis habe ich das Haus nicht bezahlt. Der Gegenwert ist gegeben worden, von wem weiß ich nicht, auch weiß ich nicht in welcher Form.



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