Männer vom Umtausch ausgeschlossen by Inge Helm

Autor:Inge Helm [Helm, Inge]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955300210
veröffentlicht: 2015-05-22T16:00:00+00:00

Albträume von einem flotten Allzweckmixer

Neulich, als mein Mann an den heimischen Herd zurückkehrte, sich in seinen Sessel fallen ließ, die Krawatte lockerte, die Schuhe von den Füßen streifte und mich fragte: »Und wie ist es dir heute so ergangen?«‹, riss mir die Geduld und ich fauchte aufgebracht: »Was glaubst du eigentlich, wie es mir den ganzen Tag hier draußen alleine geht?«

Er grinste, stopfte seine Pfeife und sagte: »Einfach prima. Wenn du morgens den Ehemann und die Kinder aus dem Haus geworfen hast, brühst du dir frischen Kaffee auf, nimmst die Zeitung und kriechst in die Federn zurück. Am späten Vormittag wäschst du das bisschen Wäsche, schmeißt sämtliche Unterhosen und Hemden des Ehemanns mit zwei Paar Wollsocken und einem roten Schal in die Maschine und stellst sie auf Kochgang. Hinterher hältst du einen kleinen Schwatz mit der Nachbarin über die Männer, die ihren Frauen keine Anerkennung zollen für grünes Witwendasein und täglichen Leerlauf. Dann …«

Da unterbrach ihn das Telefon. Es war Ingrid, die anrief. Wir kennen uns schon ein halbes Leben lang und haben gemeinsam die Schulbank gedrückt. »Halte dir das letzte Aprilwochenende frei«, sagte sie. »Irgendjemand hat nachgerechnet, dass wir vor dreißig Jahren die Schule verlassen haben. Und nun soll das Jubiläum angemessen bei Katrin in Saarbrücken gefeiert werden.«

»Darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass ich wieder Familie und einen Mann habe und nicht so einfach verschwinden und dieselben ihrem Schicksal überlassen kann.«

»Deshalb rufe ich dich ja auch so früh an. Innerhalb von zwei Monaten wirst du doch eine Lösung für sie finden. Deine Kinder sind groß, und den Haushalt drückst du einfach mal deiner besseren Hälfte in die Hand … Schwester Maria Chusa kommt übrigens auch.«

Du liebe Zeit! Das hatte mir noch gefehlt. Wie erklärte man einer fünfundachtzigjährigen Nonne und ehemaligen Klassenlehrerin, vor der man einen mächtigen Bammel gehabt hatte, dass man eine Geschiedene und Wiederverheiratete war?!

»Ausreden werden nicht akzeptiert«, sagte Ingrid, »du kommst, und damit basta!« Und sie hängte ein.

Die Familie nahm meine Reiseabsichten ziemlich gelassen hin, und mein Mann meinte, das bisschen Haushalt würde er schon schaukeln. Wenig beruhigt fuhr ich los.

Aufgekratzt und um Jahre verjüngt kehrte ich zurück. Doch nur die Hunde waren außer sich vor Wiedersehensfreude. Die Kinder hatten sich verdrückt, und mein Mann hing völlig erledigt in seinem Sessel, umgeben von einem fürchterlichen Chaos.

»Mach dir nichts draus«, tröstete ich ihn und begann automatisch aufzuräumen, »ich bin sicher, wenn wir unser Fünfzigstes feiern, werden dich die computerisierten Haushaltsmaschinen voll ersetzen können.«

Und seitdem albträumt er jede Nacht, dass ich ihn mit einem heißen Mikrowellenherd oder einem flotten Allzweckmixer betrüge.

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