Mamma Carlotta 17 - Treibholz by Pauly Gisa

Mamma Carlotta 17 - Treibholz by Pauly Gisa

Autor:Pauly, Gisa [Pauly, Gisa]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2023-04-27T00:00:00+00:00


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Mamma Carlotta hatte die Dartscheibe in ihre Tasche gesteckt. Die durfte auf keinen Fall in einem Müllsack landen, die musste Erik sehen. Zwar wusste sie noch nicht genau, wie er sie in die Hände bekommen sollte, aber das würde sich finden. Sie spürte schon wieder die Gänsehaut, die ihr beim Anblick der Dartscheibe über die Arme und den Rücken gelaufen war. Welcher Hass steckte dahinter! Mit wie viel Feindseligkeit musste Jesko Lührsen angefüllt gewesen sein, wenn es ihm Genugtuung verschaffte, auf das lächelnde Gesicht seiner Mutter zu zielen. Wie oft mochte er es versucht haben, bis er es endlich geschafft hatte, mit dem Dartpfeil genau zwischen ihre Augen zu treffen …

Sie schloss den Reißverschluss ihrer Tasche und stellte sie ans Treppengeländer neben der oberen Stufe. Von unten klang Sandras Stimme hoch, sie erzählte von ihrer Jugend und Kindheit. Carolin war nur selten zu hören, offenbar hatte sie Sandras Erzählung in Fluss gebracht und brauchte nicht mehr viel zu fragen. Mamma Carlotta war stolz auf ihre Enkeltochter. Vielleicht war ihre Idee, Journalistin zu werden, doch nicht so schlecht?

Mamma Carlotta holte den Staubsauger, um mit der Reinigung der Teppiche zu beginnen, da klingelte unten das Festnetztelefon. Natürlich entschloss sie sich zu einer anderen Arbeit, die es ihr ermöglichte, etwas von dem Telefongespräch mitzubekommen. Sie ging ins Schlafzimmer und öffnete den Schrank, um den männlichen Teil der dort hängenden Garderobe und liegenden Wäsche zu entsorgen, und spitzte die Ohren …

Im Erdgeschoss ertönten Sandras schnelle Schritte. »Lührsen«, hörte Mamma Carlotta sie in den Hörer rufen. Dann begrüßte sie jemanden sehr freundlich, dessen Anruf ihr offenbar gefiel. Es blieb eine Weile still, Sandra Lührsen schien zu lauschen, dann sagte sie: »Heute schon?« Hastig ergänzte sie: »Ja, ja, ich habe Zeit, nur … Wo bekomme ich so schnell ein Modell her?« Sie gab ein überlegendes Summen von sich, dann räusperte sie sich. »Ich habe da eine Idee. Wenn es klappt, melde ich mich in ein paar Minuten wieder.«

Sie kehrte ins Atelier zurück, mit zügigen Schritten, als käme es ihr darauf an, so schnell wie möglich zu Carolin zurückzukehren.

Carlotta schlich ein paar Stufen hinab, so weit, dass sie die Stimmen aus dem Atelier verstehen konnte.

»Ich?«, hörte sie Carolin fragen, ziemlich entgeistert, geradezu erschrocken. »Ganz nackt?«

»Ich finde auf die Schnelle sonst niemanden«, gab Sandra Lührsen zurück. Dann bot sie Carolin einen Geldbetrag an, für den diese in Hamburg vermutlich eine ganze Woche hätte kellnern müssen, und machte ihr zudem ein Angebot, von dem Mamma Carlotta sofort wusste, dass Carolin es nicht ausschlagen würde.

»Sie können eine Fortsetzungsgeschichte machen. Ich stelle Ihnen alte Fotos zur Verfügung, Familienfotos aus meiner Kindheit und Jugend, Fotos aus meiner Ehe, und ich erzähle Ihnen alles, was Sie wissen wollen. Das ist eine Win-win-Situation.« Ehe Mamma Carlotta sich überlegen konnte, was dieses Win-win bedeutete, fuhr Sandra Lührsen schon fort: »Ich könnte endlich klarstellen, dass ich nicht die Frau bin, für die ich auf Sylt gehalten werde. Meine Schwiegermutter hat nur schlecht über mich geredet, dieses Bild könnte ich geraderücken. Und ich würde den Syltern zeigen, dass ich mich nicht kleinkriegen lasse.



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