Maigret - 67 - Maigret in Kur by Simenon Georges

Maigret - 67 - Maigret in Kur by Simenon Georges

Autor:Simenon, Georges [Georges, Simenon]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-04-09T04:00:00+00:00


»Gegen elf an der Quelle … Ich hoffe, ich schaffe es bis dahin …«

Eine Spur von schlechter Laune war aus seiner Stimme herauszuhören. Madame Maigret hatte befürchtet, er werde sich in Vichy langweilen, in ihrer alleinigen Begleitung von früh bis spät und so vollkommen ohne Aufgabe. Seine heitere Gelassenheit der ersten Tage hatte sie nur halb beruhigt, und sie hatte sich gefragt, wie lange diese Stimmung anhalten würde.

Wirklich unzufrieden war er nun erst seit drei Tagen, jedesmal wenn er auf einen ihrer Spaziergänge verzichten mußte.

Heute war die Beerdigung. Er hatte Lecœur versprochen hinzukommen. Noch immer schien die Sonne, noch immer herrschte eine seltsame Mischung aus morgendlicher Frische und dumpfer Feuchtigkeit in den Straßen.

Die Rue du Bourbonnais bot einen ungewöhnlichen Anblick. Neben den Anwohnern, die in den Fenstern lehnten, als ob sie gleich einem Umzug oder einer Parade beiwohnen würden, bildeten Neugierige am Trottoir entlang eine Art Spalier, das sich auf der Höhe des Trauerhauses verdichtete.

Der Leichenwagen war schon da. Dahinter stand ein dunkles Auto, das vermutlich vom Bestattungsinstitut zur Verfügung gestellt worden war, und noch ein weiteres, das Maigret nicht kannte.

Lecœur kam ihm entgegen.

»Meine Gangster mußte ich wohl oder übel zurücklassen«, erläuterte er. »Raubüberfälle passieren jeden Tag. Die Öffentlichkeit ist daran gewöhnt und regt sich darüber nicht auf. Eine Frau hingegen, die zu Hause erwürgt wird, in einer so ruhigen Stadt wie Vichy und ohne erkennbares Motiv …«

Maigret bemerkte den roten Haarschopf des Fotografen der Tribune, und ein anderer fotografierte die beiden Polizisten, wie sie die Straße überquerten.

Im Grunde gab es überhaupt nichts zu sehen, und die Schaulustigen beobachteten sich gegenseitig und schienen sich zu fragen, was sie eigentlich hier taten.

»Haben Sie Ihre Leute in der Straße postiert?«

»Drei … Dicelle sehe ich nicht, aber er ist sicher nicht weit … Er hatte die Idee, sich vom Metzgergesellen begleiten zu lassen, der alle Leute kennt … Der kann ihm dann die Leute zeigen, die nicht hier aus dem Viertel kommen …«

Es war nichts Trauriges, nichts Beeindruckendes an der ganzen Zeremonie. Jeder wartete, so auch Maigret.

»Gehen Sie zum Friedhof?« fragte er Lecœur.

»Es wär’ mir sehr lieb, wenn Sie mitkämen, Chef … Ich bin mit meinem Privatwagen gekommen, ich dachte mir, ein Polizeiwagen wäre vielleicht geschmacklos …«

»Und Francine?«

»Sie ist vor wenigen Minuten mit ihrem Gigolo eingetroffen … Sie ist drin …«

»Ich sehe ihren Wagen nicht …«

»Die Angestellten der Bestattungsinstitute wissen, was sich bei solchen Gelegenheiten gehört und was nicht; sicherlich haben sie ihnen klargemacht, daß ein rotes Cabrio sich in einem Trauerzug genausowenig ziemt wie ein Polizeiwagen … Sie werden in dem schwarzen Wagen fahren …«

»Hat sie mit Ihnen gesprochen?«

»Sie hat mich flüchtig begrüßt, als sie kam … Sie scheint ziemlich nervös, beunruhigt … Bevor sie ins Haus ging, hat sie die Schaulustigen auf der Straße beobachtet, als hielte sie nach jemandem Ausschau …«

»Ich sehe Ihren jungen Dicelle nicht …«

»Weil er irgendwo ein Fenster ausfindig gemacht hat, dort sitzt er mit seinem Metzgergesellen.«

Leute kamen aus dem Haus heraus, zwei Personen gingen noch hinein, traten aber fast unmittelbar danach wieder heraus. Dann stieg der Fahrer des Leichenwagens ein.



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