Maigret 19 by Simenon

Maigret 19 by Simenon

Autor:Simenon
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-02-04T05:00:00+00:00


6

In der Rue Fontaine leuchteten die Lichter der Nachtlokale, die Portiers standen vor den Türen, und in manchen geparkten Autos saßen Chauffeure. Erst nach der Place Blanche, als sie, statt die Rue Lepic anzusteuern, in der Audiat logierte, nach rechts in den Boulevard de Clichy einbogen und ihren Weg über den Boulevard Rochechouart fortsetzten, begann sich die Lage abzuzeichnen.

Joseph Audiat ging voraus, ein wenig schwankend, hastig, ohne sich jemals umzudrehen.

Im Abstand von zwanzig Metern, die Hände in den Taschen, folgte ihm Maigrets massige Gestalt, mit ruhigen, weit ausholenden Schritten.

In der Stille der Nacht schienen Audiats und Maigrets Tritte Zwiesprache zu halten, auf Audiats schnelles Getrippel antwortete Maigrets kraftvolle, bedächtige Gangart.

Hinter ihnen surrte schließlich noch Eugènes Auto. Denn Eugène und der Marseiller waren in den Wagen eingestiegen, fuhren langsam, im Schrittempo, neben dem Gehweg her und versuchten ihrerseits, Abstand zu halten. Mal mußten sie zurückschalten, um nicht zu schnell zu werden, und mal legten sie auch mit einem unerwarteten Satz mehrere Meter zurück. Dann warteten sie, bis die beiden Männer wieder etwas Vorsprung hatten.

Maigret brauchte sich nicht umzudrehen. Er hatte begriffen. Er wußte, daß es der auffällige hellblaue Wagen war. Er konnte sich sogar die Gesichter hinter der Windschutzscheibe vorstellen.

Es war eine klassische Situation. Er folgte Audiat, weil er den Eindruck hatte, Audiat würde sich leichter einschüchtern lassen als die anderen. Also folgten die anderen, die das auch wußten, nun ihm.

Anfangs huschte ein schwaches Lächeln über sein Gesicht.

Doch später lächelte er nicht mehr. Er runzelte sogar die Stirn. Der ehemalige Kellner war weder in die Rue Lepic eingebogen, noch steuerte er das Stadtzentrum an. Er ging stur den Boulevard entlang, und ohne an der Kreuzung zum Boulevard Barbès anzuhalten, setzte er seinen Weg über den Boulevard de la Chapelle fort, auf dem die Trasse der Metro jetzt oberirdisch verlief.

Es war unwahrscheinlich, daß er um diese Zeit in diesem Viertel etwas zu tun hatte. Die Erklärung drängte sich förmlich auf. Audiat hatte sich mit den beiden Männern im Auto abgesprochen und lockte nun den Kommissar in immer verlassenere Gegenden.

Schon war nur noch ab und zu die in den Schatten geduckte Silhouette eines Mädchens zu sehen oder die Gestalt eines zwielichtigen Herrn, der zögernd von einer zur anderen ging, ehe er seine Wahl traf.

Dennoch regte sich Maigret vorerst noch nicht auf. Er blieb ruhig. Rauchte in regelmäßigen Zügen und lauschte auf seine Schritte, die so gleichmäßig wie ein Metronom klangen.

Sie kamen über die Schienen des Gare du Nord, und in der Ferne war der Bahnhof mit den verwaisten Bahnsteigen und seiner erleuchteten Uhr zu erkennen. Es war halb drei. Hinter Maigret surrte immer noch das Auto, und plötzlich, ohne jeden Grund, hupte es kurz. Da begann Audiat schneller zu gehen, so schnell, als beherrschte er sich nur mit Mühe, um nicht zu laufen.

Ebenfalls ohne erkennbaren Grund wechselte er die Straßenseite. Maigret tat es ihm nach. Einen Augenblick lang, als er die Fahrbahn überquerte, konnte er aus den Augenwinkeln das Auto sehen, und genau in diesem Moment schwante ihm, was sich da zusammenbraute.

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