Magister Bd. 2 - Die Seelenzauberin by Celia Friedman

Magister Bd. 2 - Die Seelenzauberin by Celia Friedman

Autor:Celia Friedman
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492953283
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-12-14T05:00:00+00:00


Kapitel 15

Etwas stimmte hier nicht.

Colivar stand auf dem Hügel vor Sidereas Palast und suchte zu ergründen, woher sein Unbehagen wohl rührte. Alles schien, jedenfalls auf den ersten Blick, an seinem Platz zu sein. Die weißen Kolonnaden leuchteten wie an jedem Sommertag in der Sonne; vom Meer strich wie üblich der salzige Wind herauf; sogar das ferne Raunen menschlicher Geschäftigkeit weit unten im Hafen hatte den gleichen Ton und die gleiche Lautstärke wie immer. Nein, Auge und Ohr konnten nichts Außergewöhnliches feststellen.

Woher also die Gewissheit, dass etwas in der Luft lag? Es war nur ein Gefühl, er witterte es wie ein Tier, ohne einen Namen dafür zu haben. Eine leise Unruhe, wie eine Bewegung aus dem Augenwinkel, die von vorne nicht zu sehen war. Solche Ahnungen waren ihm fremd, und da es auf dieser Welt kaum etwas gab – natürlich oder nicht –, was er noch nicht erlebt hatte, bestürzten sie ihn.

Vielleicht lag es aber einfach nur daran, dass niemand zu seinem Empfang bereitstand. Er war es gewöhnt, dass ihm ein Diener entgegenlief, sobald er in Sicht kam, doch heute war niemand zu sehen, und das fand er merkwürdig. Offenbar erwartete Siderea keine unangemeldeten Besuche von Zauberern mehr – oder sie waren ihr nicht mehr willkommen. Er hätte es ihr nicht verdenken können. Die Magister hatten sie in letzter Zeit nicht sonderlich gut behandelt. Lazaroths Bemerkung über Würmer kam ihm in den Sinn.

Nach einer Weile tauchte doch ein Diener auf. Der Mann empfing ihn nicht gerade mit überschwänglicher Begeisterung, aber doch angemessen respektvoll. »Magister Colivar.« Er verneigte sich tief. »Ihr wollt zu Ihrer Majestät?«

»Wenn sie empfängt«, sagte er und ärgerte sich gleich darauf selbst für seine Äußerung. Ein Magister sollte sich niemals unterwürfig zeigen.

»Selbstverständlich, mein Gebieter. Bitte folgt mir.«

Der Diener führte Colivar in den Palast und bat ihn, in einem Empfangsraum zu warten. Auch das war neu; normalerweise ließ Siderea alles stehen und liegen, wenn ein Magister zu Besuch kam. Der Raum schien seit seinem letzten Aufenthalt hier unverändert, dennoch sträubten sich Colivar die Nackenhaare, als er ihn betrat. Was immer ihn schon vor den Mauern des Palastes beunruhigt hatte, hier drin war es nicht weniger stark.

Dann trat Siderea ein. Sie war schön wie eh und je, dennoch bemerkte sein geschultes Auge gewisse Veränderungen. An die Stelle der trägen Liebenswürdigkeit war eine neue Kälte getreten. Das überraschte ihn nicht allzu sehr. Er war schon dadurch vorgewarnt, dass sie ihn hatte warten lassen.

»Colivar.« Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn wie ein unbekanntes Insekt. Dann forderte sie ihn mit ausgestreckter Hand auf, ihr seine Ehrerbietung zu beweisen. »Lange nicht gesehen.«

Er ging auf sie zu, ergriff die Hand und hob sie kurz an die Lippen. Von ihren Fingerspitzen ging ein seltsamer Duft aus, warm und verführerisch, mit einem leichten Hauch von Moschus, der seltsam vertraut anmutete. Ein weiteres Steinchen in diesem Mosaik.

»Und was verschafft mir die Ehre?«, fragte sie und entzog ihm ihre Hand.

Er verbarg tunlichst sein Unbehagen und fragte gewohnt unbeschwert: »Darf dich ein einfacher Magister nicht mehr besuchen?«

Ein flüchtiges Lächeln kam und ging, doch ihr Blick blieb kalt.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.