Maddrax - Folge 346: Die Augure (German Edition) by Stern Michelle & Farmer Francis
Autor:Stern, Michelle & Farmer, Francis [Stern, Michelle]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-22T23:00:00+00:00
Weitere Jahre gingen in die Meere. Weitere Visionen entstanden, auch bei Nabisas Schwestern; keine so dramatisch wie die des großen Krieges, aber etliche, durch die Unheil vermieden werden konnte. Sie betrafen meist das Gebiet, in dem die einzelnen Schwestern lebten, und so blieben sie vor Ort, um das Reich der Hydriten fast gänzlich abzudecken.
Der HydRat nahm die Auguren nun ernst und setzte ihre Empfehlungen um, und fast immer erwuchs Gutes daraus. Der Öffentlichkeit wurden die Schwestern nach wie vor nicht präsentiert, was die Legenden um sie nährte.
Es war eine gute Zeit für Orben’dra und Anquas – bis zu dem Tag, als der Hydrit seiner Gefährtin eröffnete, in die Höhle am Fluss zurückkehren zu wollen.
„Ich bin alt geworden“, sagte er – und das stimmte zweifellos. In den letzten Jahren hatten seine Schuppen den Glanz mehr und mehr verloren, waren sein Scheitelkamm farblos und seine Bewegungen müder geworden. Anquas dagegen war kaum gealtert – zweifellos ein Verdienst ihrer bionetischen Gene.
„Ich möchte heute noch aufbrechen“, klackte Orben’dra. „Bevor ich nicht mehr genug Kraft dazu finde.“
Anquas sah den Hydriten fassungslos an. Sie wollte widersprechen, konnte es aber nicht. Sie spürte, wie ernst er es meinte, und dass er sich nicht umstimmen lassen würde.
Also ließen sie Nabisa zurück, die ohnehin nur zwei oder drei Phasen eines Zyklus wach war, und machten sich auf den Weg zur Küste Perus.
Der Fluss und die Natur hatten sich die Höhle längst zurückerobert. Ihre frühere Behausung war kaum noch zu erahnen.
Anquas und Orben’dra war das einerlei. Sie wollten hier nicht mehr leben; die Höhle sollte für den Hydriten der Startpunkt sein, um zum Pfad der Sterne zu reisen. So hatte Anquas es genannt, und Orben’dra hatte diesen Ausdruck übernommen.
Sie suchten sich einen Platz mit ruhigem Wasser und ließen sich dort nieder. Orben’dra fühlte, dass seine Zeit gekommen war. Anquas nahm ihn wie ein schlafendes Kind in ihre Arme. Die letzten Stunden sprachen sie kaum mehr miteinander. Es gab wenig zu sagen, nurmehr zu spüren, zu fühlen.
Kurz vor Mondaufgang reiste Orben’dra zum Pfad der Sterne. Anquas strich ihm sacht über den Flossenkamm und küsste ein letztes Mal sein Lächeln. Dann ließ sie ihn, wie es sein Wunsch gewesen war, in der Höhle zurück, schwamm hinaus und überantwortete Orben’dra dem Fluss und der Zeit.
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