Lucys Wunsch - Ein Winterroman by Anna Winter

Lucys Wunsch - Ein Winterroman by Anna Winter

Autor:Anna Winter [Winter, Anna]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-16T05:00:00+00:00


Der Kuchen, der bisher unberührt auf meiner Küchenanrichte überlebt hatte, war jetzt fällig. Braut! Er zeigte ihr sein Grab und wollte sie dann heiraten? Nach diesem Telefonat war mir nur klar, dass ich von der Welt, nach der ich mich so sehr sehnte, im Grunde nicht den Hauch einer Ahnung hatte.

Ich rammte das Messer in den Kuchen und säbelte mir ein großes Stück heraus. Je mehr ich über das Gespräch nachdachte, umso mehr machte sich noch eine andere Emotion in mir breit: Ich war sauer. Darüber, dass ich unter dem Zwang meines Blutes stand, das noch immer von seinem geprägt war. Bisher hatte ich geglaubt, dass ich aus freien Stücken mit meinem Vampir zusammen sein wollte. Dabei hing ich nur an seinen Fäden wie eine Marionette. Und nun begannen diese Fäden aufzuribbeln wie eine Laufmasche oder das Loch in meinem alten Handschuh.

All die Filme über Schicksal waren durchaus toll, allerdings hatte ich viel für eine eigene Meinungsfindung übrig. Was von meinem Verhalten der letzten Jahre war eigentlich ich gewesen und wie viel er?

Ich lud den Kuchen auf einen Teller und machte es mir im Bett bequem. Die Sache mit Adam hatte mich zusätzlich kalt erwischt. Er hatte mich erneut stehen lassen, aber wenigstens war das Kribbeln zwischen ihm und mir zu hundert Prozent nur das gewesen, was zwischen zwei Menschen spontan passierte.

Hätte ich eine Polygamistenfreundin gehabt, dann hätte ich sie jetzt angerufen und mir von ihr bestätigen lassen, dass man mehrere Männer zur gleichen Zeit anziehend finden konnte. Aber die rosaroten Brillen in meinem Umfeld waren nur paarweise vergeben worden.

Missmutig schob ich mir ein Stück Kuchen in den Mund. Was mich wirklich enttäuschte, war der Umstand, dass mein Vampir schon die ganze Zeit von meiner Sehnsucht wusste und mich zappeln ließ. Ich wollte einen Mann, dem ich wichtig war, und keinen, der sich gnädigerweise irgendwann blicken ließ.

Vor meiner Familie und meinen Freundinnen hatte ich für ihn gekämpft und zu ihm gehalten. Doch er war nicht erschienen, um auch zu mir zu stehen. Drei Briefe an den Weihnachtsmann! So lange suchte ich ihn schon. Nichts.

Das Gebäck schmeckte fade in meinem Mund. Bitter statt süß. Tränen schwammen in meinen Augen.

Es konnte gut sein, dass Zeit bei ihm anders funktionierte und dass er eine solche Dauer nicht als lang empfand. Wenn Sebastien schon über hundert Jahre alt war, wie alt war dann bitte mein Vampir? Und konnte er innerlich jung genug geblieben sein, damit ich mich an seiner Seite auch wohlfühlte? Bei Sebastien war ich eher angespannt gewesen.

Ich stopfte mir noch ein Stück Kuchen in den Mund und fasste einen Entschluss: Ich hatte es satt, ihm nachzulaufen. Schließlich mochte Lennox es auch nicht, dass Trixy das bei ihm tat.

Anscheinend war er sowieso bestens informiert und Sebastien würde ihm unser Gespräch zudem ausrichten. Jetzt war er am Zug. Entweder er kam oder nicht.

Und oder nicht sähe so aus, dass ich mit einem normalen Mann ausgehen würde. Falls Lennox wieder mit mir reden würde, kam er durchaus in Frage. Nachdem ich vor Kurzem sinnliche Gedanken über ihn gehabt hatte und weil er ja nun Frauen mochte, wäre er eine Überlegung wert.



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