Letzte Nacht by Stewart O'Nan

Letzte Nacht by Stewart O'Nan

Autor:Stewart O'Nan
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Stewart O'Nan
ISBN: 978-3-86648-074-2
Herausgeber: marebuchverlag


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Mit dem Fuß in der Tür überfällt Kendra ihn mit den schlechten Nachrichten. Sie hat die Jacke an, als wollte sie gerade losgehen und nach ihm suchen. Eddie ist weg, und sie geht auch. Ihre Mutter hat aus Bristol angerufen und gesagt, der Strom ist ausgefallen und sie soll unbedingt nach Hause kommen.

Sie schuldet ihm wohl keine Loyalität mehr (jetzt, wo sie ihren Scheck hat), außerdem kann er die Leute begrüßen, also ist es okay. Obwohl er sich irgendwie verlassen fühlt, würde auch er nicht wollen, dass Deena oder seine Oma allein im Dunkeln sitzen, sofern die Geschichte wirklich stimmt.

«Und was ist mit Eddie?», fragt er und streift die Jacke ab, damit sie den Riss nicht sieht.

«Die hatten wohl Angst wegen dem Schnee. Es soll noch schlimmer werden.»

«Hat jemand angerufen?»

«Die sind einfach vorbeigekommen und haben gesagt, er muss mitkommen.»

«Ist sonst noch jemand weg?»

«Nein, aber ich glaub sowieso nicht, dass ihr Abendessen serviert.»

«Man kann nie wissen», sagt Manny lächelnd mit einem Schulterzucken, als war's nicht ernst gemeint.

«Ich muss los», sagt Kendra, und diesmal kann er ihr die Hand schütteln und sich für ihre Arbeit bedanken.

«Schon okay», stammelt sie und weicht zurück, als wäre er wahnsinnig. «Kommt gut nach Hause.»

«Du auch.»

Er bringt sie nicht zur Tür, sondern durchquert den Pausenraum, die Schatulle von Zales in der Tasche, verborgen vor Roz, die gerade ein Kreuzworträtsel löst und an einem Stück Limettenkuchen rumstochert.

«Was hast du besorgt?», fragt sie, ohne aufzublicken.

«Ist eine Überraschung», sagt er und drängt sich durch die Schwingtür in die Küche.

Er geht zur Garderobe, um Tys Jacke zu untersuchen. Wenn sein Verdacht richtig ist, ist sie unversehrt. Dann muss er sich überlegen, ob er's überhaupt jemandem erzählen soll. Er findet, dass es reichen dürfte, Fredos Scheck einzubehalten und ihm kein Zeugnis zu geben.

Er ergreift die Schulter von Tys Jacke und zieht den Kleiderbügel raus. Am Rücken sieht er einen taubenblauen Schlitz, sie ist genauso zerfetzt wie seine.

Scheißkerl. Nach allem, was er für ihn getan hat.

Jacquies und Roz' Mantel und Lerons Armeejacke sind unversehrt. Nur seine und Tys Jacke sind kaputt, und obwohl die Beweise eindeutig sind, würde sich Manny gern einreden, dass es ein Irrtum war.

Er findet Ty an der offenen Hintertür, wo er mit Jacquie eine raucht, sein Hemd oben aufgeknöpft. Schnee treibt herein und schmilzt auf dem Fliesenfußboden. Eigentlich müssten sie draußen rauchen, aber heute nimmt er's nicht so genau.

«Wie war's im Einkaufszentrum?», fragt Jacquie.

«Ist immer noch offen.»

«Viele Leute da?»

«Ein paar. Draußen ist's wirklich nicht so schlimm.»

Er zündet sich eine Zigarette an und lehnt sich mit ihnen an die Küchentheke, schnippt die Asche ins große Spülbecken, steht frierend im Wind, der zur Tür hereinpfeift. «Habt ihr schon was gegessen?», fragt er, doch er will bloß Zeit schinden. Er will die kaputten Jacken vor Jacquie geheimhalten (nicht bloß seine, sondern beide), als müsste er sonst sein Versagen eingestehen.

«Kendra ist also weg», sagt er. «Wo sind Rich und Leron?»

«Die sehen sich UConn an», sagt Ty und deutet mit dem Kopf zur Bar.

«Frauen oder Männer?»

«Was spielt das für eine Rolle?», sagt Jacquie, denn es ist ihr egal.



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