Leinen los! by Egbert Osterwald

Leinen los! by Egbert Osterwald

Autor:Egbert Osterwald
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783958653726
Herausgeber: 110th
veröffentlicht: 2014-12-02T00:00:00+00:00


Wichtel ist an allem schuld

Als wir zurückkommen, sitzen Ralf und Florian ziemlich missmutig herum. Offensichtlich hat es ihnen nicht gepasst, dass ich weggegangen bin.

„Dann bis heute Abend“, sagt Dennis noch und geht unter Deck. Ich steige auf unser Schiff. Auf dem Deck liegt das rote Schlauchboot ausgebreitet. Es scheint ein Loch zu haben, denn Florian hockt mit etwas Kleber und einem roten Flicken davor.

„Pass doch auf, wo du hintrittst“, knurrt er, als ich mit dem Fuß dagegen komme. „Schau, was dein blöder Köter angerichtet hat!“, fügt er hinzu.

Wichtel ist kein blöder Köter, das gebe ich auch gleich Florian zu verstehen. „Und was soll er gemacht haben?“

„Hier“, knurrt Florian. „Siehst du dieses Loch? Dieses Loch?“

„Dieses Loch soll Wichtel gemacht haben? Mach dich nicht lächerlich! Wichtel beißt nicht in Schlauchboote. Wahrscheinlich bist du nur irgendwo gegengebrettert und hast wieder nicht aufgepasst.“ Von dem lasse ich mir jetzt gar nichts mehr sagen.

Florian baute sich vor mir auf. „Wenn du nicht besser auf dein dämliches Vieh aufpasst, dann schmeiß ich es über Bord. Eigenhändig.“

Das ist unser erster Streit an Bord. Florian hat sich über irgendetwas geärgert und muss jetzt offensichtlich Dampf ablassen. Ralf steht hinter ihm und verfolgt das Ganze interessiert.

„Am besten, du flickst das!“, entscheidet Florian plötzlich.

„Pass doch auf dein Schlauchboot selber auf“, gebe ich nur zurück. „Du kannst doch noch nicht einmal mit deinem Taschenmesser umgehen, so doof wie du bist. Dafür aber ordentlich angeben.“

„Sag das noch einmal!“ Florian tritt einen Schritt auf mich zu und ballt die Faust. So langsam wird mir etwas angst. Florian ist ziemlich sportlich und durchtrainiert. Jetzt fängt Wichtel auch noch an zu kläffen. Wo sind nur Peter und Mama? Wahrscheinlich wieder irgendwo einkaufen oder spazieren.

„Du bist ein großspuriger Angeber“, wiederhole ich trotzdem. Von dem lasse ich mich nicht kleinkriegen. „Ein ganz großer Angeber. Und Wichtel hat noch nie in Gummi gebissen. Und du suchst einfach nur einen Schuldigen. Das ist einfach feige, aber es passt zu dir.“

Florians Gesicht verzerrt sich. Er reißt mich an meinem T-Shirt. Ich trete mit aller Kraft, und fühle, dass ich sein Schienbein getroffen habe. Hoffentlich tut es weh. Und dann merke ich auf einmal, wie ich eine Ohrfeige bekomme. Florian ist stärker als ich. Und größer. Doch plötzlich wird er zurückgerissen. Dennis ist an Bord gesprungen und hat Florian von hinten gepackt.

„Hör auf“, sagt er. „Lass sie in Ruhe. Lass Anna in Ruhe, hörst du?“

Florian lässt mich los und mustert ihn abschätzig.

„Verpiss dich, Kleiner!“, sagt er nur. „Sonst kriegst du auch ein paar.“ Er ist mindestens einen Kopf größer. Gleich werden die sich prügeln. Wo stecken denn nur die Erwachsenen? Auch Dennis Eltern sind offensichtlich weg.

Aber Dennis denkt gar nicht daran, Angst zu haben. Er tritt auf Florian zu - und auf einmal fliegt Florian durch die Luft und landet unsanft auf dem Schlauchboot. Dennis kniet auf ihm.

„Ich hoffe, das reicht dir“, sagt er nur. „Und zu Hause kannst du ja mal einen Judokurs belegen. Würde dir nichts schaden. Angeber.“ Dann steht er auf. Florian erhebt sich mühsam, an der Stirn hat er eine Schramme.



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