Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes by Aaron Rachel

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes by Aaron Rachel

Autor:Aaron, Rachel [Aaron, Rachel]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2013-09-01T22:00:00+00:00


Im Gasthof war Miranda inzwischen fast schwindelig. Im Laufe des Mittagessens, das scheinbar von ein paar Gläsern Wein begleitet wurde, hatte Hern ein gutes Dutzend Pläne zum Sturz von Banage präsentiert, von denen jeder einzelne einen schweren Verstoß gegen seine Eide als Spiritist bedeutete. Sie hatte alles mitgeschrieben und diejenigen Intrigen markiert, die scheinbar bereits angestoßen worden waren. Es war eine schwindelerregende Liste. Hern hatte anscheinend schon seit Jahren Turmwächter bestochen; das erklärte auch, warum Meister Banage so viel Ärger mit ihnen hatte. Miranda war nicht übermäßig überrascht, zu hören, dass Hern sich Stimmen gekauft hatte. Doch das wahre Ausmaß seines Einflusses von seinen eigenen Lippen zu hören war ungeheuerlich, und sie bemühte sich verzweifelt, alles zu notieren. Als der Kellner ihnen den Brandy brachte, hatte sie zehn eng beschriebene Seiten voller Daten, Namen und Details, und sie konnte den Drang kaum bezähmen, alles einzupacken und persönlich zu Banage zu bringen, ob sie nun ausgestoßen war oder nicht.

Während die Männer es sich im anderen Raum mit ihren Brandygläsern gemütlich machten, wurden sie von einem unerwarteten Klopfen gestört. Miranda zuckte zusammen, weil sie dachte, es wäre wieder ihr Kellner. Aber es hatte an der anderen Tür geklopft, und sie hörte das Kratzen von Stuhlbeinen auf dem Boden, als Hern aufstand, um herauszufinden, was los war. Er öffnete die Tür mit einem Knarren, und es folgte ein Wortwechsel, der allerdings so leise geführt wurde, dass Miranda nichts verstehen konnte; schließlich vernahm sie das Rascheln von Papier.

»Was ist los, Hern?«, fragte einer der Turmwächter.

Hern antwortete nicht. Sie hörte seine Schritte, als er den Raum durchquerte. Er ging nicht zurück zu seinem Stuhl, sondern zu der Wand, an der Miranda lehnte. Jetzt war er so nah, dass Miranda seinen Atem hören konnte. Sie hielt die Luft an und wagte nicht, auch nur das leiseste Geräusch von sich zu geben.

Einen Moment später sprach Hern ein einziges Wort. »Dellinar.«

Miranda riss die Augen auf. Das war der Name eines Geistes. Die nächste Zehntelsekunde dehnte sich zu einer scheinbaren Ewigkeit. Sie drehte sich um, packte ihr Papier, schob es in die Tasche ihres Kleides und rief nach Durn, ihrem Steingeist. Sie war sich sicher, dass er alles stoppen konnte, was Hern besaß; damit konnte er ihr die Zeit erkaufen, die sie brauchte, um durchs Fenster zu verschwinden. Sie befand sich lediglich im ersten Stock; das konnte sie schaffen. Aber noch während ihre Lippen Durns Namen formten, explodierte die Wand zwischen den Räumen bereits in einem Durcheinander aus Holzsplittern und grünen Trieben. Die Pflanzen sprangen sie an wie Tiger, legten sich um ihre Knöchel, ihre Hüfte und ihre Handgelenke und warfen sie so hart zu Boden, dass Miranda Sterne sah. Weitere Ranken fixierten ihre Arme und ihren Kopf, und einige umwickelten ihren Mund, um sie zu knebeln. Sie kämpfte wie wild, aber dann schlossen sich die Triebe auch um ihre Kehle und nahmen ihr die Luft zum Atmen. Sie sah auf und entdeckte, dass Hern mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht neben ihr kniete.

»Was du fühlst, ist mein Efeugeist, der kurz davorsteht, dir den Kehlkopf zu zerdrücken«, erklärte er ruhig.



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