Legend - Das Prequel (German Edition) by Lu Marie

Autor:Lu, Marie [Lu, Marie]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik für Kinder und Jugend
ISBN: 9783732001903
Herausgeber: Loewe Verlag
veröffentlicht: 2014-06-30T22:00:00+00:00

TEIL ZWEI

JUNE

Drei Jahre vor den Ereignissen aus Legend – Fallender Himmel

Anmerkung der Autorin: In Legend – Fallender Himmel (dem ersten Band der Legend-Trilogie) begegnen wir June zum ersten Mal, als sie an der Drake-Universität wegen regelwidrigen Verhaltens verwarnt wird. In der folgenden Geschichte begleiten wir June an ihrem allerersten Tag an der Drake und sehen, warum sie Ärger einfach nicht aus dem Weg gehen kann.

JUNE

»Was ist denn hier auf den Straßen los?«, frage ich meinen Bruder.

Metias beugt sich auf dem Fahrersitz vor und reckt den Hals. Er ist in voller Offiziersuniform, doch von der Rückbank aus sehe ich, dass sein Haar zerzaust ist. Kein Wunder, so wie er sich schon den ganzen Morgen über immer wieder mit der Hand hindurchfährt. Er seufzt und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. »Tut mir leid, Junebug. Ich hätte nicht die Abkürzung durch Lake nehmen sollen. Lass mich mal kurz nachhören«, sagt er und murmelt dann etwas in sein Mikrofon.

Ich verschränke die Arme und zähle die Militärjeeps um uns herum. (Neun Stück in jeder der drei Fahrspuren, soweit ich sehen kann.) Ich versuche abzuschätzen, wie weit es noch bis zur Drake-Universität ist. In diesem Tempo brauchen wir noch mindestens dreißig Minuten. Alles deutet darauf hin, dass ich meine Einführungszeremonie verpassen werde.

Zwölfjährige tritt heute offiziell ihr Studium an der Drake-Universität an, titeln die JumboTrons schon seit Stunden. Ich weiß noch, wie wild mein Herz geklopft hat, als ich vor ein paar Tagen meine Drake-Uniform bekommen habe. Heute ist mein erster Tag an der Uni, als einzige Zwölfjährige auf dem gesamten Campus. Der Gedanke löst eine Welle aus Angst und Aufregung in mir aus. Wie werden die anderen Studenten reagieren? Werde ich Freunde finden?

Metias beendet sein Gespräch und dreht sich mit einem entnervten Stirnrunzeln zu mir um. »Klingt, als wären sämtliche Straßen im nördlichen Lake-Sektor verstopft – anscheinend musste ein Laster bei unseren Leuten auf der Polizeiwache abgeliefert werden.«

»Ja? Was ist denn passiert?«

»Geplatzter Reifen, mitten auf einer viel befahrenen Straße. Da liegen jetzt Unmengen von Kisten mit Lebensmittelkonserven auf einer Kreuzung und die Leute kämpfen um jede Dose.«

Ich rümpfe die Nase bei der Vorstellung, wie die Menschen um Essenskonserven rangeln, und Metias ertappt mich dabei. »June. Sei nicht so vorschnell mit deinen Urteilen.«

Schuldbewusst lasse ich den Ausdruck von meinem Gesicht verschwinden. »Glaubst du, wir kommen zu spät zu meiner Einführungszeremonie?«

»Ich fürchte ja. Ich habe an der Drake schon eine Nachricht hinterlassen. Hoffen wir, dass es keine Probleme gibt.«

Ich lächele. Während wir langsam durch die Armenviertel vorankriechen, sehe ich zu den schäumenden Wasserrädern am gegenüberliegenden Ufer hinüber. Die Morgensonne überzieht die Oberfläche des Sees mit einem goldenen Schimmer. »Ab heute«, sage ich dann, »musst du mich Kadettin Iparis nennen.«

Darüber muss nun auch Metias lachen. »Du bist das Thema Nummer eins bei den Leuten von der Stadtstreife, Kadettin Iparis. Ich kann immer noch nicht glauben, dass meine kleine Schwester offiziell Studentin der Drake-Universität ist. Na, wie fühlt sich das an?« Er blickt mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Aber glaub ja nicht, dass sich dadurch irgendwas ändert. Du hast nicht mehr Freiheiten als vorher.

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