Lass sie nicht in dein Haus by Adele Parks

Lass sie nicht in dein Haus by Adele Parks

Autor:Adele Parks [Parks, Adele]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, Mystery & Detective, General, Roman, Thriller
ISBN: 9783959678254
Google: ArJyDwAAQBAJ
Herausgeber: HarperCollins
veröffentlicht: 2019-02-28T23:00:00+00:00


33

BEN

Ben wartete in einem Café ganz in der Nähe seines Büros auf Mel. Besorgt zog er die Stirn in Falten. Er hatte schon einen schwarzen Americano für Mel bestellt, den zweckdienlichsten schwarzen Kaffee im Angebot. Sie hatte ihm eine Nachricht geschickt, dass sie mit Liams Schuldirektor gesprochen habe und sie sofort über etwas sehr Ernstes reden müssten. Er hatte alles für sie stehen und liegen lassen. Für Liam. Natürlich.

Sie trafen sich manchmal zur Übergabe in diesem Café, wenn eins der Kinder in einen Verein oder zu einer Party gefahren werden musste und das andere woandershin. Denn weder Mel noch Ben hatten bisher übernatürliche Kräfte entwickelt und konnten, sosehr sie sich auch bemühten, nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Heute kam Mel aufgeregt und erhitzt in das Café gestürmt. Sie stellte nicht die lieb gemeinte Frage, ob sie ein paar Cookies oder Cupcakes für zu Hause mitnehmen sollten, verteilte kein Lob für den köstlichen Duft der Kaffeebohnen und hielt nicht inne für ein Schwätzchen mit dem freundlichen Barista. All das, was sie sonst immer taten. Mels Gesichtsausdruck wirkte, als gehörte das nun in eine andere Welt, in ein anderes Leben. Ein Leben, das nicht länger existierte. Ben erschrak. Was konnte der Schuldirektor gesagt haben, das sie so in Panik versetzte?

Sie nahm ihm gegenüber Platz. Ihr fehlten scheinbar die Worte. »Liam schwänzt die Schule«, presste sie schließlich mit einem tiefen Seufzer hervor.

»Ich verstehe nicht«, sagte Ben verwirrt. »Liam geht doch gerne zur Schule. Er hat Pläne. Er weiß, wie wichtig dieses Jahr für ihn ist.« Pläne, auf die Mel und Ben stolz waren. Keiner von ihnen konnte richtig fassen, wie klug ihr Sohn war, klug, freundlich, humorvoll. Ben fand es bewundernswert, dass er in die Politik gehen und die Welt verbessern wollte. Ihm gefielen Liams Optimismus und Arbeitsmoral. Sein Sohn war nicht der Typ, der die Schule schwänzte. Wenn das stimmte, musste es einen gewichtigen Grund dafür geben. Mobbing, Banden, Drogen?

»Warum?«

»Ich weiß, warum«, murmelte Mel düster.

»Dann sag’s mir.«

Es fiel ihr eindeutig schwer, aber sie gab zu, dass sie Abis Handy genommen hatte. Spioniert hatte. Mel wirkte beschämt, verlegen. »Keine Ahnung, warum ich dachte, es wäre nicht schlimm«, murmelte sie. »Irgendwie sind wohl die Grenzen für mich verschwommen.«

Ben verstand mehr, als seine Frau glaubte. Er wusste, dass Mel Abis Leben spannend und aufregend fand und ihres seit einiger Zeit trostlos und ein bisschen eintönig. Abis Leben quoll über von berühmten Persönlichkeiten, wichtigen Fernsehleuten und interessanten Verabredungen, Mels dagegen war randvoll mit nervigen Kunden und Bügelwäsche gefüllt. Ben hatte während der vergangenen sechs Wochen beobachtet, wie seine Frau versucht hatte, sich an Abis Rockzipfel zu hängen, offensichtlich, um an irgendeinen traumhaften Ort mitgenommen zu werden. Er hatte bestürzt und hilflos danebengestanden.

Mel bestätigte, dass er sie zumindest gut kannte, als sie zugab: »Ich wollte ihr nah sein. Ein kleines bisschen teilhaben an alldem, was bei ihr passierte. Ich hatte nicht vorgehabt, mir ihr Sexvideo anzuschauen, ich wollte doch nur ein Foto von ihrem neuen Freund sehen.«

»Warum bin ich dir nicht mehr genug, Mel?«, fragte Ben.

Mels Kopf schoss nach oben.



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