Land ohne Lilien - Geraubt by LAUREN DESTEFANO

Land ohne Lilien - Geraubt by LAUREN DESTEFANO

Autor:LAUREN DESTEFANO [DESTEFANO, LAUREN]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-16T04:00:00+00:00


Linden hat anscheinend keine Ahnung, dass ich mir diese Verletzungen bei dem Versuch zugezogen habe, von ihm wegzulaufen.

»Ich hab ihm erzählt, du wärst im Garten gewesen, als der Sturm kam«, flüstert Jenna mir eines Nachmittags zu, während Linden schläft, die Arme schützend um meinen Ellenbogen geschlungen. »Ich habe gesehen, wie du aus dem Fenster gesprungen bist. Was hattest du vor?«

»Ich weiß nicht«, sage ich. »Was auch immer, es hat nicht geklappt.«

Sie sieht aus, als wolle sie mich fest drücken, doch das kann sie nicht, denn es tut schon weh genug, einfach hier zu liegen und angeschaut zu werden.

»Hat er dir geglaubt?«, frage ich.

»Hauswalter Linden hat es geglaubt, trotz des kaputten Fensters. Bei Hausprinzipal Vaughn weiß ich es nicht. Alle aus der Küche haben gesagt, sie hätten dich vor dem Sturm im Garten gesehen und du hättest versucht, wieder ins Haus zu kommen, als du den Alarm gehört hast. Das könnte ihn überzeugt haben, glaube ich.«

»Das haben sie getan?«, frage ich.

Sie lächelt ein bisschen und streicht mir das Haar hinters Ohr. »Sie mögen dich wohl. Besonders Gabriel.«

Gabriel! Seine blauen Augen durchdringen das Chaos. Seine ausgebreiteten Arme. Ich erinnere mich, auf ihn gefallen zu sein. Ich erinnere mich, wie sicher ich mich gefühlt hatte, bevor die Welt im Nichts verschwand.

»Er ist mir gefolgt«, sage ich.

»Der halbe Haushalt ist dir gefolgt«, sagt sie. »Sogar Hauswalter Linden. Er ist von mehreren herumfliegenden Ästen getroffen worden.«

Linden. Mit blauen Flecken schläft er an meiner Seite. Aus seinem Mundwinkel tröpfelt ein bisschen Blut. Mit dem Finger wische ich es weg.

»Ich dachte, du wärst tot«, sagt sie. »Gabriel hat dich in die Küche getragen, und es sah aus, als wäre jeder Knochen in deinem Körper gebrochen.«

»Beinahe«, sage ich.

»Cecily hat sich die Lunge aus dem Hals geschrien und musste von drei Dienern in ihr Zimmer geschleppt werden. Der Hausprinzipal hat ihr gesagt, sie würde eine Fehlgeburt erleiden, wenn sie sich nicht beruhigte. Aber es geht ihr natürlich bestens. Du weißt ja, wie sie sich aufspielen kann.«

»Was ist mit Gabriel geschehen?« Ich habe ihn noch nicht gesehen, seit ich wach bin. Und ich weiß immer noch nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist.

Linden murmelt im Schlaf und erschreckt mich damit. Er schmiegt sein Gesicht an meine Schulter, und ich erwarte, dass er die Augen aufschlägt, doch er atmet tief und regelmäßig weiter.

Jenna, deren Blick plötzlich ernst geworden ist, beugt sich über mich. Obwohl wir bereits flüstern, will sie ganz sicher gehen, dass niemand uns hört. »Ich weiß nicht, was da zwischen euch beiden läuft, aber sei vorsichtig, klar? Ich glaube, Hausprinzipal Vaughn hat einen Verdacht.«

Vaughn. Allein sein Name verursacht bei mir starres Entsetzen. Niemandem habe ich erzählt, was er über Rose gesagt hat. Zum Teil, weil die Erinnerung daran so schwammig ist, dass ich Fakten nicht von meinem Delirium abgrenzen kann, aber auch, weil ich Angst vor dem habe, was er tun könnte. Ich verdränge ihn aus meinen Gedanken.

Ich habe keine Ahnung, was ich Jenna antworten soll, denn ich weiß nicht, was zwischen mir und Gabriel läuft. Und auf einmal kann ich nur noch an die Angst denken, die Gabriel in Vaughns Nähe erstarren lässt.



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