Kyai! by Kröger Merle

Kyai! by Kröger Merle

Autor:Kröger, Merle
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-03-13T04:00:00+00:00


36 Karriere

»Du bist dir wirklich für nichts zu schade!«

Cal antwortete nicht darauf, sondern prostete Mattie zu. »Cheers! Auf die Zukunft. Sie gehört uns.«

Sie lachte und versuchte mit dem Strohhalm den Rest ihrer Caipirinha zwischen den Eiswürfeln hervorzulocken. »Das ist keine Entschuldigung.« Jetzt griff sie mit den Fingern ins Glas, nahm einen Eiswürfel in die Hand und gab ihn dem Hund, der unter dem Tisch lag. Mascha fing sofort an, geräuschvoll auf dem Eis herumzubeißen.

Cal spürte, wie sich die Haare auf seinen Armen von dem knirschenden Geräusch aufstellten. Ein Hund, der Eiswürfel fraß. Überhaupt, der Hund. Er gewöhnte sich nur langsam an den Gedanken, dass Mascha nicht plötzlich nach seiner Wade schnappen würde wie die streunenden Hunde von Bombay. Tagsüber wichen sie scheu zurück, wenn ein Mensch ihnen in die Quere kam, aber nachts beherrschten sie die Straßen. Sie kontrollierten ihr Revier in großen Rudeln und griffen jeden an, der es ihnen streitig machte, ob auf zwei oder vier Beinen. Cal, der gerne im Dunkeln durch die schlafende Stadt spazieren ging, musste sich manchmal auf Mauern und über Zäune retten, um ihnen zu entkommen.

Vor ein paar Monaten hatte Nick sich nach einer Party und viel Bier mit einem Leithund angelegt.

»Du musst ihm einfach so lange in die Augen gucken, bis er wegguckt.« Er blieb schwankend stehen, mitten auf der leeren Straße.

Vielleicht merkte der Hund, dass er eine Chance hatte. Er starrte zurück.

»Verdammt, guck endlich weg!« Nick wurde richtig wütend auf den Hund. Cal versuchte ihn beiseitezuschieben, aber er machte sich los. »Ich muss das jetzt durchziehen!«

Sie standen bestimmt fünf Minuten so da, nur der Hund und Nick auf der leeren Straße. Etwas abseits Cal und der Rest des Rudels, angespannt, jederzeit bereit einzugreifen.

»Du sollst weggucken! Du bist ein Hund, kein Mensch!«, schrie Nick.

Der Hund knurrte leise.

Am Schluss war ein offener LKW aufgetaucht, der Fleisch oder Lebensmittel geladen hatte. Er fuhr hupend vorbei, der Hund hob die Nase und lief los, gefolgt von seinem Rudel. »Verdammt, bleib hier, du Feigling!«, rief Nick ihm hinterher.

Genauso war es jetzt. Nick zog es durch. Kein Anruf, keine Mail, keine SMS.

Cal wollte nicht daran denken, dass Nick jetzt hier bei ihnen sitzen könnte, direkt am Fluss, mit einem Drink, um Cals Befreiung und den neuen Job zu feiern. Er fischte ebenfalls einen Eiswürfel aus seinem Glas und hielt ihn dem Hund hin, der ihn vorsichtig aus seiner Hand entgegennahm.

Alles hier war anders. Sie waren nett zu Hunden, aber Menschen wurden herumgekarrt wie Vieh und in dunkle Zellen gesperrt. Noch etwas, woran er lieber nicht mehr denken wollte. »Wie kommt es eigentlich, dass deine Mutter jetzt tagsüber in einem Slum arbeitet?«, fragte er Mattie. Sie hatten Emma auf dem Weg nach Hause abgeholt, und jetzt schlief sie oben im Apartment.

Mattie lachte. »Das ist kein Slum. Die Leute sind freiwillig da. Sie wollen die Freiheit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.«

»Freiheit oder nicht. Für mich sieht es aus wie ein Slum. Warum können sie nicht selbstbestimmt in einer Wohnung leben?« Cal verstand nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hatte.



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