Kryson - Kryson by Rümmelein Bernd

Kryson - Kryson by Rümmelein Bernd

Autor:Rümmelein, Bernd
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carl Ueberreuter GmbH
veröffentlicht: 2010-02-12T05:00:00+00:00


Jeden Tag kam Ayale, um nach Elischa zu sehen und ihre Wunden zu versorgen. Sie blieb immer lange an ihrem Lager sitzen, berichtete von ihren Erlebnissen der vergangenen Sonnenwenden und den Schwierigkeiten des Ordens. Sie war geduldig und einfühlsam mit der Verletzten, die anfangs kaum redete und verschlossen wirkte, obwohl sie Ayale vertraute. Sie hörte der alten Frau nur zu und erfuhr so, was ihre vordringliche Aufgabe im Orden sein würde, sollte sie tatsächlich gewählt werden. Als sich Elischa langsam wieder besser fühlte, erzählte sie Ayale, wie es ihr selbst ergangen war.

Ayale war zutiefst betrübt, als sie die Geschichte der Magd im Hause Fallwas vernommen hatte.

»Die Mütter der Lesvaraq mussten von jeher leiden. Niemand weiß, warum das so ist«, sagte Ayale. »Es muss schrecklich für dich gewesen sein. Aber lassen wir die Vergangenheit ruhen und blicken in die Zukunft. Die Wahl geht morgen zu Ende. Wir sollten einen Versuch unternehmen, dich auf die Beine zu stellen. Vielleicht gelingt es dir sogar, ein paar Schritte zu gehen. Ich habe dir einen passenden Stock mitgebracht, auf den du dich stützen kannst. Es ist einer von meinen und aus einem sehr seltenen Holz gemacht. In deinen Händen könnte er womöglich ganz besondere Eigenschaften entwickeln.«

Sie zwinkerte Elischa verschmitzt zu und zeigte ihr den knorrigen Stab, der ihr selbst bis knapp unter die Achseln reichte und sehr stabil aussah. Elischa berührte das glatte, schwarze Holz mit den Fingern, das sich eigenartig warm anfühlte.

»Donnerdorn?«, fragte Elischa ungläubig.

»O ja«, antwortete Ayale, »du bist wirklich gut, Elischa.«

»Woher hast du den Stab? Ich dachte, es gibt keine Donnerdornbäume mehr auf Ell. Nicht einmal mehr in den Grenzlanden. Ich war selbst dort und habe keinen einzigen Baum dieser Art gesehen.«

»Du bist neugierig, was?«, lachte Ayale. »Ein guter Freund brachte mir das Holz vor langer Zeit von einer Reise mit. Es stammt nicht von Ell. Den Stab habe ich selbst geschnitzt, gehärtet und gewachst.«

»Was willst du damit sagen?«

»Nichts!« Ayale klang plötzlich verschwörerisch. »Aber du wirst wissen, dass es auf Kryson weit mehr gibt als das, was wir kennen und mit eigenen Augen gesehen haben. Hast du je von Fee gehört oder darüber gelesen?«

Elischa nickte. Natürlich hatte sie das. Jede Orna kannte den Namen des großen magischen Kontinents. Doch niemand war jemals dort gewesen und hätte bestätigen können, dass es Fee tatsächlich gab.

»Der Reisende sagte mir damals, auf Fee gebe es Wälder, die nur aus Donnerdornbäumen bestünden«, fuhr Ayale fort. »Undurchdringliche Wälder aus schwarzen, mit giftigen Dornen bewachsenen Baumstämmen. Die Blätter des Baums sind blutrot. Kurz vor Wintereinbruch werden sie schwarz und fallen ab.«

»Du hast offenbar interessante Freunde, Ayale. Die Geschichte klingt unglaublich und abenteuerlich«, meinte Elischa, »du flunkerst mir auch nichts vor?«

»Warum sollte ich?« sagte Ayale. »Nimm den Stab einfach als Geschenk von mir und frag nicht weiter. Man sagt, das Holz sei magisch. Ich habe davon in all den Sonnenwenden nichts bemerkt. Aber als Stütze für deine Gehversuche wird er wohl taugen, und wer weiß, wenn er dich mag …«

»Ganz gewiss«, freute sich Elischa, »ich will es gleich versuchen. Hilfst



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