Krimi-Karl-Roman 2: Mord hat viele Kleider by Kunkel Eberhard
Autor:Kunkel, Eberhard [Kunkel, Eberhard]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
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Nur zwei Eckpunkte
Wieder kam ich nach Johannisberg.
Grandpatte lag vor der Kellertür des Klosters in der Sonne und ließ es sich wohl sein. Er blinzelte mich an und bewegte die Schwanzspitze einige Zentimeter zur Seite, ohne sie anzuheben. Ich ging an ihm vorbei, tauchte hinab in die kühle Finsternis des Kellers und lief die vertrauten Stufen hinunter, noch ehe sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Die Treppe mündet in einen breiten, hochgewölbten Raum, der bald im rechten Winkel nach links knickt ins eigentliche Kellergewölbe, von dem aus wieder Gewölbe zur Seite und eine weitere Treppe hinten rechts zu einem noch tieferen Keller führen. Der Hauptkeller war von wenigen Kerzen erleuchtet. Pater Anselm und Oskar saßen auf einer Weinkiste und besahen sich, was sie geleistet hatten. Mit Hilfe der Klosterbrüder hatten sie den Keller völlig umgestaltet. Vorne an standen sieben prächtige Fässer, reich mit Schnitzereien verziert. Der heidnische Gott Bacchus, der Lärmende, der auch Lyäus genannt wird, der Lösende, weil er Glieder und Sorgen zu lösen vermag, war dort abgebildet, eine riesige Traube in den Händen tragend. Auf einem anderen Faß ging es christlicher zu. Da waren Engel zu sehen, die einen großen Pokal gemeinsam zu einem frommen Pilger trugen. Ein drittes Faß zeigte das einfache Balkenwappen eines uralten Rittergeschlechtes.
Auch die Faßriegel hatte Pater Anselm besonders ausgewählt. Alle waren mit fein ausgeführten Symbolen geschmückt, jedem Weinfreunde zum Wohlgefallen. An diese Fässer anschließend waren auf beiden Seiten des länglichen Raumes kleinere, schmucklose Fässer aufgereiht, die wie die armen Verwandten der edlen Fässer aussahen.
»Es war falsch«, sagte Pater Anselm, »den Keller verschwinden lassen und trotzdem behalten zu wollen. Das geht nicht! Es ist einfacher, den Wein verschwinden zu lassen und trotzdem zu behalten. Jedermann weiß, daß der Kellermeister seinem Weine immer das passende Faß erwählt. Kein Kellermeister brächte es über das Herz, seinen Liebling in ein unscheinbares Faß zu füllen und für den geringeren Wein oder gar für Wasser ein kostbares Faß zu wählen. So kann man, wenn man in einen Keller kommt, leicht sehen, aus welchem Faß man trinken sollte. Auch der Dümmste kann das sehen. So ist die Natur der Menschen, daß sie erkennen, was sie wissen. Selbst wenn einer käme und sagte, in den prächtigen Fässern befände sich Wasser, der gute Wein aber fülle die unscheinbaren, keiner glaubte ihm. Alle meinten, er triebe Scherz mit ihnen oder wolle sie gar betrügen!«
»Pater Anselm meint, so könne er die Revolutionssoldaten davon abhalten, den besten Wein aus den Klosterkellern zu rauben«, murmelte Oskar. »Ich hätte da einen ganz anderen Plan gehabt.«
»Er wollte alle Fässer fest an den Kellerboden heften und dann, wenn die Soldaten kämen, den Keller fluten. Er wollte zu diesem Zwecke Regenzisternen bauen, um genug Wasser zur Verfügung zu haben. Das wäre viel zu mühsam, zu teuer und zu langwierig gewesen. Wir müssen vielmehr bald bereit sein, da ein Überfall schon bald stattfinden kann.«
Einige der besten Weine wurden nun ausgewählt. Sie sollten nach Fulda in Sicherheit gebracht werden. Auch auf dem Weg dorthin waren sie in unscheinbaren Fässern besser aufgehoben als in prächtig verzierten.
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