Kreuthner & Wallner 07 - Schwarzwasser by Föhr Andreas

Kreuthner & Wallner 07 - Schwarzwasser by Föhr Andreas

Autor:Föhr, Andreas [Föhr, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426434376
Herausgeber: Knaur
veröffentlicht: 2017-05-31T22:00:00+00:00


30

Die Büros befanden sich im Lehel, einem innerstädtischen Bezirk Münchens mit vielen Altbauten aus dem neunzehnten Jahrhundert. Die Detektei Baum residierte allerdings in einem schmucklosen Fünfziger-Jahre-Bau, in dem sie zwei Stockwerke belegte. Wallner und Mike hatten einen Termin mit Herrn Baum und tranken Espresso aus dem Automaten, während sie darauf warteten, vorgelassen zu werden.

Axel Baum war Mitte fünfzig, muskulös mit leichtem Bauchansatz, und seine Berliner Herkunft war für den aufmerksamen Gesprächspartner noch zu hören.

»Wie kann ich Ihnen helfen?«, eröffnete Baum das Gespräch.

»Wir würden uns gerne mal die Reifen von Ihrem Passat ansehen«, sagte Mike.

»Von welchem? Wir haben fünf.«

»Der mit AB 2371.«

»Sagen Sie mir, warum Sie das interessiert?«

»Den Wagen hat man vorletzte Nacht in der Nähe eines Hauses gesehen, in dem jemand erschossen wurde. In der Gegend von Miesbach.«

Wallner beobachtete Baums Reaktion. Es gab freilich keine. Keine Nervosität, kein Griff an die Nase oder ans Ohr, nicht einmal ein leichtes Zucken im Gesicht. Der Mann hatte sich im Griff.

»Nehmen wir an, es war unser Passat. Möchten Sie dann wissen, wer ihn gefahren hat?«

»Zum Beispiel.«

»Ich arbeite ja grundsätzlich eng mit der Polizei zusammen. Aber das scheint mir jetzt ein Fall zu sein, in dem wir selbst … unter Verdacht stehen. Ist das so?«

»Ihnen muss ich das ja nicht erklären. Wer immer den Wagen gefahren hat, gehört zum Kreis der Verdächtigen in dem Mordfall. Was nicht heißt, dass er unser Hauptverdächtiger ist. Aber wir müssen natürlich recherchieren, was er in der Nähe des Tatortes zu suchen hatte.«

»Das verstehe ich. Dann will ich Ihnen mal weit entgegenkommen und verraten, dass ich den Wagen vorletzte Nacht selbst gefahren habe.«

Sowohl Mike wie auch Wallner waren von Baums plötzlicher Offenheit durchaus überrascht. Wallner bemerkte immer noch kein Anzeichen von Nervosität, außer vielleicht, dass Baum mit dem Ende seiner grau-blau gestreiften Krawatte spielte. Sie war an Unauffälligkeit nicht zu übertreffen, aber das war in diesem Metier wohl beabsichtigt.

»Verraten Sie uns auch, was Sie um die späte Stunde in unserer ländlichen Gegend zu tun hatten?«

»Ich war beruflich unterwegs. Ich sollte etwas für einen Klienten herausfinden.«

»Könnten Sie etwas konkreter werden?«

»Es hatte mit Klaus Wartberg zu tun. Ich nehme an, das ist der Mann, der vorgestern Nacht ermordet wurde.«

»Ja, er wurde ermordet«, sagte Mike. »Und zwar etwa zu der Zeit, als Ihr Passat dort gesehen wurde. Was würden Sie sich an unserer Stelle fragen?«

»Meine Aufgabe bestand nicht darin, Herrn Wartberg zu ermorden.«

»Sondern?«

»Zu beobachten und bestimmte Dinge herauszufinden.«

»Nämlich?«

»Das geht jetzt zu weit.«

»Und für wen Sie etwas über Herrn Wartberg herausfinden sollten …?«

»Tut mir leid.«

»Sie wissen, dass Sie als Privatdetektiv kein Zeugnisverweigerungsrecht haben.«

»Natürlich. Und Sie wissen, dass ich der Polizei keine Fragen beantworten muss. Das ist reines Entgegenkommen meinerseits.«

»Na ja …« Mike verschränkte die Arme vor der Brust. »Mit dem Staatsanwalt müssen Sie reden.«

»Nein. Muss ich in diesem Fall auch nicht. Sie sagen ja selbst, dass ich Tatverdächtiger bin. Also hab ich das Recht zu schweigen.«

»Gut.« Wallner machte eine beschwichtigende Geste. Baum war Profi und kannte seine Rechte. »Versuchen wir, konstruktiv zu bleiben. Ich sage Ihnen jetzt mal, wie wir auf Sie gekommen sind, wenn es Sie interessiert.



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