Kommissar Konrad 04 - Wand des Schweigens by Indriðason Arnaldur

Kommissar Konrad 04 - Wand des Schweigens by Indriðason Arnaldur

Autor:Indriðason, Arnaldur [Indriðason, Arnaldur]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2022-09-30T00:00:00+00:00


Dreiunddreißig

Konráð sah Pálmi eine lange Zeit an. Jetzt war er sicher, dass er diesen Treffpunkt nicht zufällig gewählt hatte. Er warf einen Blick in die Ecke, in der einst die Schriftsteller und Künstler gesessen und debattiert hatten. Einer der damaligen Stammgäste war der Lieblingsdichter seiner Mutter gewesen. Er hatte einen fehlgebildeten Arm, ebenso wie Konráð. Seine Mutter war überzeugt davon, dass er es mit diesem Handicap im Leben nicht immer leicht gehabt hatte. Aber dass es ihn vielleicht auch zu so einem guten Dichter gemacht hatte, zu einem Fürsprecher der Außenseiter und der Schwachen.

»Worüber hast du dich mit Seppi an dem Tag gestritten?«, fragte Pálmi.

»Wir haben uns nicht gestritten.«

»Wann hast du das mit deiner Schwester erfahren?«

»Pálmi, ich weiß echt nicht, was du willst. Ich suche doch auch nach seinem Mörder. Denkst du, das ist ein Ablenkungsmanöver? Denkst du, ich spiele dir etwas vor?«

»Ich hab das Gefühl, da ist irgendwas faul«, sagte Pálmi. »Irgendetwas verschweigst du mir.«

Konráð antwortete ihm nicht.

»Viele Kollegen haben damals gedacht, dass du es warst. Selbst nachdem du bei der Kriminalpolizei angefangen hast. Viele haben sogar gedacht, du hast das mit deiner Mutter zusammen geplant. Mit Sigurlaug. Sie hätte am liebsten gar nicht über den Missbrauch geredet. Das ist doch alles längst vorbei, hat sie immer wieder gesagt. Und dass du gar nichts davon gewusst hast. Nicht, als es passiert ist, und auch nicht in den Jahren danach.«

»Damit hat sich die Sache doch erledigt, oder?«

»Ich will das wissen«, sagte Pálmi. »Wut ist eine gefährliche Waffe. Das weiß vielleicht niemand so gut wie du.«

»Was willst du damit sagen?«

»Wollte sie dich schützen? Hat Sigurlaug gedacht, sie muss dich schützen?«

»Keine Ahnung.«

»Hat sie befürchtet, dass du das deinem Vater angetan hast? Hat sie so etwas mal gesagt?«

»Soweit ich mich erinnere, nicht«, sagte Konráð. Es kostete ihn immer mehr Mühe, sich zu beherrschen.

»Du hast einen Sohn«, sagte Pálmi. »Enkelkinder.«

»Und?«

»Versteht ihr euch gut?«

»Im Moment nicht«, gab Konráð zu. »Aber ich wüsste nicht, was das hiermit zu tun hat.«

»Meinst du, dein Sohn denkt manchmal darüber nach, ob du deinen Vater umgebracht hast?«

»Nein«, sagte Konráð. »Langsam gehst du mir auf die Nerven, Pálmi. Was soll das?«

»Vielleicht machst du das ja für ihn. Tust so, als ob du nach all den Jahren endlich versuchst, diesen Fall zu lösen. Und dann kommst du zu einem Ergebnis, das sich zufälligerweise bestens dafür eignet, um seine Zweifel an seinem Vater zu zerstreuen. Für die Zukunft. Wenn du mal nicht mehr bist.«

»Ich muss nichts für ihn tun, Pálmi.«

»Du suchst dir einen Sündenbock. Jemanden, der schon längst tot ist. Du weist nach, dass der es aller Wahrscheinlichkeit nach getan hat, auch wenn sich das heute nicht mehr sicher beweisen lässt.«

»Pálmi. Das ist absurd. Was ist in dich gefahren? Wenn du nicht aufhörst, gehe ich. Vielleicht sind es ja auch genau diese absurden Anschuldigungen, von denen ich uns endlich reinwaschen will. Diese Anschuldigungen, die uns bis heute verfolgen. Hast du darüber mal nachgedacht?«

»Uns?«

»Was?«

»Du hast uns gesagt.«

»Meine Mutter und mich. Du hast uns doch beide im Visier, oder?«

»Warst du es, Konráð? Hast du deinen



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