Koma by Cook Robin

Koma by Cook Robin

Autor:Cook, Robin [Cook, Robin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-07T16:00:00+00:00


Dienstag

24. Februar

14 Uhr 30

Susan ließ den Blick schweifen, als sie dem Chef der Chirurgie in seinem Büro gegenübersaß. Es war ein Raum wie aus dem Einrichtungskatalog für Direktionsetagen: großzügig und exquisit möbliert. Zwei Wände bestanden fast nur aus Fensterglas und lieferten ein Bilderbuchpanorama von Charlestown bis zum Bostoner Nordend. Die Brücke über den Mystic River war zum Teil von grauen Schneewolken verhüllt. Der Wind hatte landeinwärts gedreht und blies jetzt aus dem Norden arktische Kaltluft in die Stadt.

Starks Teakholzschreibtisch mit einer Platte aus weißem Marmor stand quer zur Nordwestecke des Büros. Die Wand rechts dahinter war vom Boden bis zur Decke mit Spiegelglas verkleidet. In die vierte Wand neben der Tür zum Vorzimmer war ein luxuriös gearbeitetes Bücherregal eingelassen. Ein Teil des Regals war zu einem Schrank umgewandelt, und durch einen Spalt in der Tür sah man blinkende Gläser, Flaschen und einen kleinen Kühlschrank.

In der Ecke gegenüber dem Schreibtisch stand ein niedriger Glastisch, umgeben von Fiberglasstühlen mit bunten Lederkissen in den Farben Orange und Grün.

Stark saß hinter dem schweren Schreibtisch. Die Gestalt des Chefchirurgen wurde im getönten Fensterglas und im Spiegel hundertfach reflektiert. Er hatte die Füße auf eine Schreibtischecke gelegt und saß so, daß er beim Lesen das Tageslicht im Rücken hatte.

Sein beigefarbener maßgeschneiderter Anzug saß makellos auf der schlanken Figur, das orangefarbene seidene Tuch in der linken Brusttasche wirkte als Farbakzent etwas gewollt. Das ergrauende Haar trug er mäßig lang und zurückgekämmt, so daß es gerade eben die Ohrenspitzen bedeckte. Das Gesicht wirkte aristokratisch, mit scharfgeschnittenen Zügen und einer schmalen Nase. Er trug eine Brille mit Halbgläsern. Seine grünen Augen blickten aufmerksam auf das Papier in seiner Hand.

Die Kombination von überaus eindrucksvoller Kulisse und Starks Ruf als Genius der Chirurgie hätte Susan eingeschüchtert, wenn der Mann sie nicht mit einem so ungezwungenen freundlichen Lächeln begrüßt und dann diese legere Haltung eingenommen hätte. Die Füße auf der Tischplatte machten Susan Mut und schienen auszudrücken, daß der Mann den ganzen Firlefanz um die Machtbefugnisse im Memorial in Wahrheit gar nicht so ernst nahm. Und mit ihrer Einschätzung, daß Starks außergewöhnliches Können sowohl als Chirurg wie als medizinischer Administrator es ihm erlaubte, die Konventionen weitgehend zu ignorieren, traf sie genau ins Schwarze. Er hatte zu Ende gelesen und blickte Susan an.

»Verehrte junge Dame, das ist eine äußerst interessante Lektüre. Sicher ist Ihnen klar, daß ich mit den chirurgischen Fällen bestens vertraut bin, aber daß die Internisten ähnliche Probleme haben, davon hatte ich keine Ahnung. Ob beides wirklich zusammenhängt, ist sehr ungewiß, aber ich muß Ihnen das Verdienst einräumen, als erste auf diese Möglichkeit hingewiesen zu haben. Und diese zwei Fälle von Atemstillstand mit Exitus mit den anderen Problemen in Zusammenhang zu bringen, ich muß schon sagen … Das ist einerseits sehr weit hergeholt, andererseits aber fast genial. Das gibt wirklich Stoff zum Nachdenken. Sie, mein Fräulein, stellen den Zusammenhang her, weil nach Ihrer Ansicht ungenügende Beatmung und damit Sauerstoffmangel allen Fällen gemeinsam ist. Meine erste Reaktion darauf, aber, wohlgemerkt, nur die erste, wäre der Einwand, daß damit nicht die Anästhesie-Fälle erklärt werden können.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.