Knockemstiff by Donald Ray Pollock

Knockemstiff by Donald Ray Pollock

Autor:Donald Ray Pollock
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlagsbuchhandlung Liebeskind
veröffentlicht: 2013-03-11T16:00:00+00:00


»Was denkst du?« fragte das Fischstäbchen-Mädchen. Sie hatte ihre Übungen beendet und wusch sich in einer der großen Metallwannen mit dem Rest von Dels Waschpulver die Haare. Sie trug einen Mittelscheitel und hatte sich die eine Seite pechschwarz und die andere platinblond gefärbt. Es sah so aus, als hätte sie zwei Köpfe.

»Nichts«, antwortete Del und starrte hinaus auf das SUDS-Schild, das im Wind sanft hin und her schwang.

»Was ist das denn für ’ne Antwort?« maulte sie. »Das sagst du immer.«

»Na, dann frag eben nicht.« Jemand hatte mit zittrigem Finger Ich arbeite auch für Dope in den Dreck an der Scheibe geschrieben. Del wendete sich ab und dachte zufrieden, bei ihm würde es niemals so schlimm werden.

Das Fischstäbchen-Mädchen drehte den Wasserhahn zu und drückte sich das Seifenwasser aus den Haaren. »Sweetie«, rief sie, »ich sag’s dir noch mal. Am besten, du gehst ins Henry J. Hamilton Rehabilitation Center. Ist zwar ’ne Menge Papierkram, aber ich kenne da ein paar Leute.«

»Wie kommst du denn auf so ’nen Scheiß?« wollte Del wissen. Er kümmerte sich nicht um die überall herumhängenden Rauchverbotsschilder und zündete sich eine Zigarette an.

»Weil du jemand bist, der sich gut in eine konstruktive Umgebung einfügen kann«, erklärte sie, und es hörte sich so an, als würde sie ein Gedicht vortragen. »Das fiel mir schon beim ersten Mal auf, als ich dich gesehen habe. Du solltest wenigstens den Test machen.«

Del beschloss, nicht darauf einzugehen. »Ich muss andauernd an die Zeit denken, als Randy und ich nach Florida gefahren sind. Immer war ich hungrig, und es gab keine Arbeit, selbst wenn du Geld dafür hingelegt hättest.«

»Du hast gearbeitet?« fragte sie ungläubig.

»Das war eine ganz andere Welt damals.«

»Ich hab noch ein paar Fischstäbchen«, sagte sie und griff in ihre große Tasche.

»Tu das verdammte Zeug weg«, sagte Del. »Das ist schon fast dreißig Jahre her.«

»Im Henry J. Hamilton Center hättest du jedenfalls nie Hunger«, fuhr sie fort. »Die haben Beschäftigungsprogramme, und Wanda kümmert sich um deine Sozialhilfe. Da gibt es sogar eine alte Lady, die die Wäsche macht. Wir könnten es uns da in diesem Augenblick vor der Glotze gemütlich machen. Ich gebe ihr immer ein Fischstäbchen als Trinkgeld.«

»Hör mal, ich hab dir gesagt, ich will da nicht hin!« brüllte Del.

»Wie du meinst. Und warum bist du nach Florida gefahren?«

»Ach, keine Ahnung«, antwortete Del. »Ich hatte da dieses Buch gelesen. Wir haben wohl nach einem besseren Leben gesucht, könnte man sagen.«

»Und, habt ihr es gefunden?«

»Nein, war ja nur ein bescheuertes Buch. Hab seitdem keins mehr gelesen.«



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