Kleine Steine by Aarweiler Fritz

Kleine Steine by Aarweiler Fritz

Autor:Aarweiler, Fritz [Aarweiler, Fritz]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-05-26T16:00:00+00:00


49

Dienstagmittag. Nachdem klar war, dass sich dank Bergers Abwesenheit an der Pforte nicht sonderlich viel ereignen würde, hatten sie beschlossen, abwechselnd zum Mittag-essen nach Hause zu fahren. Als Erster war Bernie los-gefahren, weil er den größeren Hunger verspürte. Paul war zurückgeblieben und hatte müde zur Kenntnis genommen, dass sich Otto und Waldemar neben Schmorleder auf die Bank fläzten. Offenbar war ihr Hunger gigantisch. Denn kurz darauf kramte Otto umständlich in der Innentasche seiner Jacke und zog eilig eine zerknautschte Tüte Bon-bons hervor. Nachdem er sich zuerst selbst bedient hatte, bot er seinen Leidensgenossen davon an.

Paul wäre um ein Haar eingenickt. Doch ein unerwar-tetes Handgemenge zwischen Oberpfleger Schmorleder und Otto ließ ihn aufhorchen. Offenbar forderte Otto das bunte Bonbon, das er dem Oberpfleger zuvor angeboten hatte, wieder zurück. Paul ärgerte sich, dass er nicht hören konnte, worum es ging. Vergeblich versuchte der Patient, dem Pfleger das Geschenk wieder zu entreißen. Paul be-griff nicht. Denn anstatt in den Mund, steckte dieser das Naschwerk in die Jackentasche. Otto war völlig aufgelöst. Er wimmerte, schien den Tränen nah, während Waldemar ihn zu beruhigen versuchte.

Kurz darauf erschien der Unbekannte. Als er bemerkte, dass die Pförtnerloge nicht besetzt war, verschwand er wieder.

Zehn Minuten später kehrte er zurück, diesmal in Be-gleitung von Berger, der ihm nur widerwillig folgte, immer wieder Anstalten zur Umkehr machte, aber letztlich dann doch das Tor öffnete.

„12:21 Uhr“, notierte Paul in Bernies Notizbuch. „Die unbekannte Person zwingt Berger an seinen Arbeitsplatz und lässt ihn die Pforte öffnen. Berger wehrt sich, aber ohne Erfolg. Die geöffnete Pforte nutzen Oberpfleger Schmorleder, Otto und Waldemar, um das Anstaltsgelände zu betreten. Jetzt setzt sich der Unbekannte auf die Bank und wartet. Berger rührt sich erstaunlicherweise nicht mehr vom Fleck.“

Und kurze Zeit später:

„12:25 Uhr. Ein blauer Opel Rekord mit Kennzeichen MR – AN 1040 fährt vor und der Unbekannte steigt ein.“

Weitere fünf Minuten später erschien Bernie mit vol-lem Bauch im Knallerbsengebüsch.

„Die Bullen sind hier“, zischelte er aufgeregt. „Ich habe den blauen Rekord gesehen. Er steht bei Kornscheuers auf dem Parkplatz.“

„Ich habe auch etwas entdeckt“, erwiderte Paul. „Der große Unbekannte ist offensichtlich ein Bulle. Denn der mit dem Opel hat ihn an der Pforte abgeholt. Aber was hat er hier oben in der Anstalt gesucht?“

„Bestimmt das Gleiche wie wir: Schmorleder“, fürch-tete Bernie besorgt.

„Ganz gewiss nicht“, beruhigte ihn Paul, „Schmorleder ist vorhin gemütlich an ihm vorbeimarschiert, und er hat ihn keines Blickes gewürdigt.“

„Aber wen hat er sonst gesucht?“, fragte Bernie.

„Wen oder was werden wir sicher noch herausfinden. Jedenfalls darfst du jetzt erst einmal Wache halten. Denn ich habe einen Mordshunger und muss daher dringend nach Hause.“



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