Klausner, Uwe by Pforten der Hölle Die

Klausner, Uwe by Pforten der Hölle Die

Autor:Pforten der Hölle Die
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-01-08T20:27:04+00:00


45

Hospiz – Post Sextam (12.00 Uhr)

Keine Spur von Bruder Hilpert. Oder von seinem jungen Gefährten. Kein Mensch, von dem etwas in Erfahrung zu bringen war.

Laetitia stieß einen leisen Seufzer aus und nahm die Wanderung durch ihre Kammer wieder auf. Das Gefühl, von aller Welt verlassen zu sein, nahm mit jeder Stunde, die sie im Kloster verbrachte, noch zu. Bestimmt würde sich die Tante daheim schon Sorgen machen, und daran, was ihr bei ihrer Heimkehr blühte, wagte sie erst gar nicht zu denken.

Fortlaufen jedoch war unmöglich, und zwar nicht nur wegen des steinalten Pförtners, der sie auf Schritt und Tritt bewachte. Es ging einfach nicht, und schon beim Gedanken an Flucht kam sie sich wie eine Verräterin vor. Erst wenn feststand, wer Lukas auf dem Gewissen hatte, würde sie wieder Ruhe finden. Dann würde sie nach Hause gehen. Erst dann, und keine Stunde früher.

Trotzdem hätte sie gerne gewusst, was hier vor sich ging. Sie hatte eine unruhige Nacht hinter sich, und der Schrecken über das Erlebte steckte ihr immer noch in den Knochen. Um wen es sich bei dem Unbekannten vor ihrer Tür gehandelt hatte, war ihr nach wie vor ein Rätsel, aber dass er zu denen zählte, die Lukas auf dem Gewissen hatten, stand für sie außer Frage.

Und Bruder Hilpert? Er schien wie vom Erdboden verschluckt, und Laetitia hatte nicht die leiseste Ahnung, was der Grund hierfür war. Gut möglich, dass sein Verschwinden mit dem Aufruhr zusammenhing, der um Mitternacht losgebrochen war. Eine Scheune war in Brand geraten, so viel hatte sie aus ihrem Bewacher herausbringen können. Mehr aber nicht. Als sie das Hospiz hatte verlassen wollen, um sich umzusehen, hatte es ihr der Bruder Pförtner verboten. Er schien besorgt, geradezu in Panik, dass ihr etwas zustoßen könnte. Und so hatte sie sich seinem Willen gefügt und ihre Kammer seit Tagesanbruch nicht mehr verlassen. Dies fiel ihr nicht leicht, und ihre Neugier ließ ihr keine Ruhe.

Als sich der Schlüssel im Schloss drehte, blieb Laetitia stehen und richtete den Blick zur Tür. Einen Moment lang herrschte Stille. Schon begann ihr Herz lauter zu schlagen, als das Klopfzeichen ertönte, auf das sie und der Bruder Pförtner sich verständigt hatten. Laetitia atmete auf, begab sich zur Tür und entriegelte sie.

Als sich die Tür öffnete, blieb das Mädchen verdutzt stehen. Den Mönch mit dem gewinnenden Lächeln hatte sie noch nie gesehen. Er war hochgewachsen, zudem noch recht jung, und das Mädchen ertappte sich bei dem Gedanken, dass sein vornehmes Äußeres nicht so recht zu dem Bild passte, das man sich gemeinhin von einem Mönch machte.

Laetitia blieb abwartend stehen. Irgendetwas in ihr sträubte sich, ließ sie zögern. Der Ordensbruder schien es nicht zu bemerken. Und als sei dies die selbstverständlichste Sache der Welt, machte er schließlich Anstalten, ihre Kammer zu betreten.

Es war nur ein Schritt, den er in ihre Richtung machte. Aber er genügte. War es der kaum wahrnehmbare Duft von Lavendel, der ihr Misstrauen noch verstärkte, oder das eher instinktive Gefühl, dass die Maske der Freundlichkeit, die der Mönch so demonstrativ zur Schau trug, nur aufgesetzt, womöglich nichts anderes als eine Finte war?

Laetitia sollte die Antwort bekommen.



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