Killer by Schüller Martin

Killer by Schüller Martin

Autor:Schüller, Martin [Schüller, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863588366
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2015-03-05T05:00:00+00:00


SECHS

Ich fuhr den Ford. Carmen folgte mir in ihrem Mercedes. Maria und Claude blieben bei Jacques. Alex würde am späten Abend zurückkommen und sie mit allem versorgen, was sie brauchten. Ich hatte ihnen die Beretta und einen Revolver dagelassen. Der Mann im schwarzen Volvo hatte bisher nicht direkt angegriffen; ich unterstellte, dass sein Interesse ausschließlich mir galt, aber ich wollte die beiden nicht wehrlos lassen. Claude hatte den Revolver mit seinem typischen melancholischen Lächeln genommen und ohne weiteren Kommentar eingesteckt. Jacques’ Beretta lag vor Maria auf dem Tisch, als wir das Haus verließen. »Ich pass auf ihn auf«, hatte sie mir zum Abschied gesagt, ohne zu lächeln.

In der Nähe der A1 ließen wir den Mercedes auf einem Parkplatz stehen. Es war besser, ihn loszuwerden; möglich, dass die Polizei danach fahndete. Carmen stieg zu mir in den Ford. Schweigend saßen wir nebeneinander. Ich achtete mehr auf den Rückspiegel als auf den Verkehr vor mir, immer auf der Suche nach dem schwarzen Volvo oder einem anderen verdächtigen Fahrzeug. Bei Euskirchen fuhr ich von der Autobahn ab und sofort wieder auf. Niemand folgte uns.

»Fahren wir nach Köln?«, fragte sie.

»Nein. Ins Oberbergische.«

»Eine seltsame Situation, von einem Killer seiner Mutter vorgestellt zu werden.«

»Mutter hält mich für einen Anlageberater.«

»Oh Gott, dann schon lieber ein Killer.« Sie lachte. »Nein, aber irgendwie stellt man sich Leute wie dich immer als einsame Wölfe vor. Eine Mutter passt da gar nicht ins Bild.«

»Ja. Man glaubt, wir kämen direkt aus der Hölle«, sagte ich.

Sie sah mich an. »Und? Woher kommst du tatsächlich?«

»Wen meinst du, Tom Stricker oder Timothy?«

»Ich meine dich.«

Ich antwortete nicht. Ich wollte nicht antworten. Ein plötzliches Bremsmanöver des Wagens vor mir schreckte mich aus meinen Gedanken. Mit erzwungener Konzentration ließ ich den Ford auf der linken Spur weiter mit dem Verkehr rollen.

»Kann man eigentlich glücklich sein, wenn man so lebt wie du?«, fragte sie nach einer Weile.

»Ich glaube nicht, dass ich weiß, was dieses Wort bedeutet.« Mein Blick hing an der Bremsleuchte vor mir, aber meine Gedanken wanderten. Von Jacques zu Tom Stricker zu Pernod zu Mutter. Zu Carmen.

»Warst du noch nie glücklich?«, fragte sie.

Als Vater noch lebte. Als kleiner Junge. Wenn Vater mich lobte, dann war ich glücklich. Einmal haben sie mich mitgenommen, Onkel Manni und er, auf Mannis Boot. Er hatte immer schon Motorboote, nicht so große wie heute, aber immer das größte, das er sich leisten konnte. Dieses war rot, feuerrot. Sie haben mich steuern lassen. Wahrscheinlich waren es nur hundert Meter, aber in meiner Erinnerung bin ich den ganzen Rhein entlanggefahren. Den Rest des Tages haben sie mich Käpt’n genannt. Damals war ich glücklich. Ich erinnerte mich genau.

»Ist das denn wirklich so wichtig – glücklich sein?«, fragte ich.

»Für die meisten Menschen schon.«

»Und du? Bist du glücklich?« Was für eine Frage, dachte ich wieder. Ich versuchte, mir einzureden, dass ich sie gestellt hatte, um von mir abzulenken. Aber ich wollte es wissen. Der Verkehr rollte wieder gleichmäßiger. Was für eine Frage.

Sie lachte, ein wenig hilflos. Das war neu für mich. »Ehrlich gesagt weiß ich es gar nicht.



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