Keine Angst vor Rothäuten by Stig Ericson

Keine Angst vor Rothäuten by Stig Ericson

Autor:Stig Ericson [Ericson, Stig]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-07-10T00:00:00+00:00


Seid auf der Hut vor Rothäuten

Jerker ging widerwillig zum Wagen. Er hatte ein unangenehm saugendes Gefühl im Magen, versuchte aber, möglichst unbefangen auszusehen.

„Das hier ist der Sohn und Erbe“, sagte der Vater. „Er heißt Jerker nach seinem Großvater.“

Der Mann mit dem schwarzen Hut sah jünger aus als der Vater. Er hatte eine breite Stirn und ein spitzes, kleines Kinn, das irgendwie eingedrückt aussah. Von der Nase zum Mund liefen tiefe Falten.

„Klein, aber drahtig“, sagte er und packte Jerkers Hand mit hartem Griff. „Ich bin der neue Pastor. Wie alt bist du?“

Jerker verbeugte sich.

„Im Herbst wird er zehn“, sagte der Vater.

Und dann bat er Jerker, die Mutter zu holen. Der Pastor war heute schon weit gereist; er brauchte sicher eine Stärkung.

Jerker ging mit dem Gefühl nagender Unruhe zum Stall. Er hörte gerade noch, wie der Vater den Pastor bat einzutreten. Sie würden sich an den Tisch setzen, das wußte er. Und wenn der Vater mit dem Gesicht zur Tür saß, dann würde er sofort sehen, daß das Gewehr falsch lag.

Der Vater saß mit dem Rücken zur Tür. Die Mutter kochte Kaffee und stellte Brot und Milch auf den Tisch.

Jerker schielte verstohlen zum Gewehr hinauf und dann zum Gesicht des Vaters hinüber, während der Pastor von den weiten Entfernungen zwischen den Höfen sprach und von einer Kirche, die man bauen sollte.

Dann las er aus der Bibel vor und sprach ein Gebet. Später sprach er von den Indianern.

Die Indianer hatten auf einem Feld in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen, erzählte er. Und dort tanzten sie ihre wilden Kriegstänze. Er hatte selbst die Trommeln gehört, als er vorbeifuhr.

„Genauso begann damals vor vier Jahren der große Sioux-Aufstand“, sagte er. „Es begann damit, daß sie trommelten und um ihre Lagerfeuer ihre heidnischen Kriegstänze aufführten. Aber das war nicht hier in der Gegend.“

„Nein, das war vor unsrer Zeit hier“, sagte der Vater mit leiser Stimme.

„Und dafür könnt Ihr getrost dem Herrgott danken“, sagte der Pastor.“ Aber ich bin schon länger als Ihr hier in der Gegend, und ich habe einiges von dem gesehen, was damals geschah. Und das waren wahre Greuel. In jenen Tagen ist viel christliches Blut geflossen.“

Jerker sah die Adern auf den Händen des Pastors an. Er überlegte, wie christliches Blut wohl aussehen mochte.

Und der Pastor erzählte vom Indianeraufstand. Er erzählte, wie die Indianer zu den Höfen gekommen waren und sich freundlich gestellt hatten und wie sie sich dann ohne Warnung auf die Bewohner gestürzt und alle mit ihren Beilen und Speeren getötet hatten. Frauen und Kinder auch. Und dann hatten sie ihre Opfer skalpiert, ihnen mit ihren schrecklichen Messern die Haare abgeschnitten. Und bevor sie zur nächsten Siedlung aufbrachen, hatten sie Häuser und Felder angezündet.

Die Mutter sah die Kinder an.

„All diese Grausamkeiten kann man gar nicht richtig fassen“, sagte sie. „Es gibt viel, das man nicht fassen kann. Aber alle diese Geschichten brauchen uns jetzt doch nicht mehr zu beunruhigen. Diese Indianer sind ja schon längst tot und begraben. Wie hießen sie doch? Sioux?“

„Sioux“, sagte der Pastor und nickte.

„Aber die hier in der Gegend gehören ja zu einem ganz anderen Stamm“, sagte die Mutter.



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